Gebirge versus Ebene: Die romantische Darstellung der Natur in Tiecks Runenberg

Delsi Petter Welter

RESUMO: O presente trabalho consiste na análise da obra “Der Runenberg” de Ludwig Tieck, um dos autores mais importantes do romantismo, e pretende ressaltar e discutir o motivo “Natureza”.  Esse motivo tem uma importância muito grande na obra; montanha e planície aparecem constantemente em contraposição e espelham a vida sentimental dos personagens.

PALAVRAS-CHAVE: natureza, romantismo, montanha, planície.

ABSTRACT: The present work consists in the analysis of `Der Runenberg´ from Ludwig Tieck, one of the most important writers of romanticism and pretends to emphasize and discuss the motif  `Nature´. This motif plays an important role in this Tieck`s work; mountain and plain appear constant in contrast to eac other and they mirror the sentimental life of the characters.

KEYWORDS: Nature, romanticism, mountains, plain.

ZUSAMMENFASSUNG: In der vorliegenden Arbeit wird das Werk „Der Runenberg“ von Ludwig Tieck, einer der wichtigsten Autoren der Romantik, in Bezug auf das Motiv „Natur“ untersucht. Dieses Motiv spielt eine wichtige Rolle in dem Werk; Gebirge und Ebene werden ständig im Gegensatz zueinander behandelt und spiegeln das Innenleben der Figuren.

SCHLÜSSELWÖRTER: Natur, Romantik, Gebirge, Ebene.

Sicht und Bedeutung der Natur für die Romantiker

Natur war ein sehr wichtiges Motiv in der Romantik. In diese Epoche ist ein neues Verhältnis zur Natur entstanden, das von Naturbegeisterung bis zur Naturschwärmerei geht. Für Aufklärungsdichter war die Natur vorwiegend als Kausalnexus interessant gewesen. In der Romantik nimmt sie an alle Erleben als Seelenspiegel teil. Durc Rousseau und Goethe bekam die Natur eine neue Bedeutung. Rousseau beseelte sie indem er sie in das Liebesleben seiner Romangestalten einbezog. Auf diese Weise ist eine Naturseelenstimmung entstanden. (nac OFFMEISTER 1990, S.184)

Schon in der Vorromantik atte die Natur ein doppeltes Antlitz, denn einerseits bereitete sie Angst und anderseits wurde sie als afen des Friedens, des Trostes, der Versöhnung betrachtet. In der Frühromantik können die Landschaftdarstellungen armonievorstellungen, Träume der Liebe und erotische Wünsche spiegeln, sie zeigen aber auc dadurch, dass die Landschaft dämonisc entstellt wird, die Angst vor dem Dasein, den Terror, u.a. (nac DAEMMRIC 1987, S. 210). Je nachdem, in welchem Zustand der eld sic befindet, kann die Natur sowohl einen eilenden als auc einen zerstörenden Aspekt aben. In der Romantik wirkt die Einsamkeit der Natur besonders anziehend. (nac OFFMEISTER 1990, S. 184)

Das Gespräc mit der Natur ist auc ein wichtiges Thema in der europäischen Romantik. äufig gelingt ein echtes Gespräc mit der Natur und manchmal steigert es sic bis zu einem Gefühl der Naturbegeisterung. Für die Romantiker ermöglichte die Natur als Seelenspiegel nicht nur die Kommunion mit der göttlichen Natur, sondern bietet der gequälten Seele Gelegenheit zur melancholischen Selbstausprache. Außerdem gehören die Entdeckungen der Nacht und der Nachtseiten der Natur zu den großen Entdeckungen der Romantik. Bei Novalis erreichte die Nachtbegeisterung ihren ersten öhepunkt. Novalis sowie andere Dichter der Zeit erkannten in der Nacht ein Symbol für die armonie von Mensc und Natur. (nac HOFFMEISTER 1990, S. 186-188)

Die Natur in Tiecks Runenberg

Die Natur spielt in Tiecks Werk „Der Runenberg“ eine wichtige Rolle. Schon am Anfang der Geschichte ist dies festzustellen „Große Wolken zogen durc den immel und verloren sic inter den Bergen, Vögel sangen aus den Gebüschen und ein Wiederschall antwortete ihnen.“ (Tieck 2002, S.27). Die Natur ist belebt, at Teil an der andlung. Sie nimmt als Seelenspiegel an den Erleben teil, d.h. der Zustand der menschliche Seele wird mit der Natur beschrieben.

Tieck benutzt die Landschaft auch, um dem Werk eine Strukturierung zu verschaffen. Das Werk ist nicht in Kapiteln aufgebaut, aber von der Landschaft er ist eine deutliche Strukturierung zu sehen. Diese Strukturierung ist an dem Wechsel zwischen Gebirge und Ebene zu sehen, d.h. die Strukturierung geht vom Berg in die Ebene „Noc fast schlaftrunken stieg er den ügel inab, und geriet auf einen gebahnten Weg, der ihn  vom Gebirge inunter in das flache Land führte“. (S.37). Danac geht die Strukturierung von der Ebene in den Berg „Seine Angst nahm zu, indem er sic dem Gebirge näherte, die fernen Ruinen wurden schon sichtbar und traten nac und nac kenntlicher ervor, viele Bergspitzen oben sic abgeründet aus dem blauen Nebel.“ (S.41). Dann wieder von dem Berg in die Ebene „…las uns das gute, fromme, ebene Land besuchen. Sie wanderten zurück, und Christian ward wieder froher“. (S.42). Dann geht es wieder in den Berg „Er eilte fort. Vergeblic strebte der Alte, ihn zurückzuhalten, jener war seinen Blicken bald entschwunden.“ (S.50). Dann geht es von dem Gebirge in die Ebene “Nun komme ic von einer sehr beschwerlichen Wandeschaft aus dem rauesten Gebirge auf Erden…“ (S.52). Schließlic wieder von der Ebene in das Gebirge „Dann ging er still fort, und im Walde sahen sie ihn mit dem entsetzlichen Waldweibe sprechen.“(S.53).

Die Natur wird personifiziert, d.h. die Natur bekommt menschliche Eigenschaften.

Er stieg langsam den Berg inunter, und setzte sic an den Rand eines Baches nieder, der über vorragendes Gestein schäumend murmelte. Er örte auf die wechselnde Melodie des Wassers, und es schien ihm die Wogen in unverständlichen Worten tausend Dinge sagten, die ihm so wichtig waren, und er musste sic innig betrüben, dass er ihre Reden nicht verstehen konnte.“ (S.27)

An diesem erten Zitat ist dies deutlic zu erkennen, denn der Natur werden verschiedene menschlichen Eigenschaften zugeschrieben, wie z.B. das Sprechen, das Murmeln. Dies ist auc an anderen Stellen des Textes zu sehen, wobei verschiedene Eigenschaften benutzt werden, wie z.B. traurig sein, Sehnsucht, blicken, winken, u.a.  „ …der Abend sei so dunkel, die grünen Schatten des Waldes so traurig, der Bac spreche in lauter Klagen, die Wolken des immels zögen seine Sehnsucht jenseit den Bergen inüber.“ (S.29); „Aber siehe dort den Runenberg mit seinem schroffen Mauerwerke, wie schön und anlockend das alte Gestein zu uns erblickt!“ (S.33). Die Natur winkt und zeigt ihm den Weg „…aus der Tiefe redeten ihm Gewässer und rauschende Wälder zu und sprachen ihm Mut ein.“ (S.33); „…die kahlen Wände riefen ihn wie mit zürnenden Stimmen an, und ein einsam Klagender Wind jagte ihn vor sic er.“ (S.33-34). Durc diese verschiedene Merkmale, die der Natur zugeschrieben werden, kann eine starke Belebung der Natur beobachtet werden.

Ausserdem wird die Landschaft, die im Runenberg zugrunde liegt, stark mit den Menschen verbunden und gleichgesetzt. In dem Werk stehen Ebene und Gebirge im Gegensatz zueinander. Die Ebene wird mit Elisabeht, die sic auf der Ebene befindet, gleichgesetzt. Sie ist ganz sanft und liebevoll. „Sie war schlank und blond, ihr blaues Auge glänzte von der durchdringendsten Sanftheit, ihr Antlitz war wie durchsichtig und in den zartesten Farben blühend.“ (S.38). Das Gebirge wird mit der Frau gleichgesetzt, die Christian auf dem Berg begegnete. Das Weib im Gebirge wird als groß, dämonisch, geheimnisvoll beschrieben. „Sie schien nicht den Sterblichen anzugehören, so groß, so mächtig waren ihre Glieder, so streng ihr Gesicht…“(S.34). Dass das Gebirge mit dieser Frau gleichgesetzt wird, ist deutlic an Christians Beschreibung des Berges zu erkennen, denn er benutzt die gleichen Eigenschaften um den Berg zu beschreiben, die er vorher benutzte, um die Frau zu beschreiben „Sehe ic nicht schon Wälder wie schwarze aare vor mir? Schauen nicht aus dem Bache die blitzenden Augen nac mir er? Schreiten die großen Glieder nicht aus den Bergen auf mic zu?“ (S.41). Er at Angst davor, aber fühlt sic von dieser Frau, wie von den Gebirge angezogen. Ebene und Gebirge stehen, wie Elisabet und die Frau im Berg, im Gegensatz zueinander. Im Folgenden wird näher darauf eingegangen.

Gebirge

Der Berg ist ein Motiv, das in der Romantik äufig zu finden ist. In Tiecks Runenberg befindet sic der Protagonist am Anfang der Geschichte in den Gebirgen, dann verlässt er das Gebirge und geht in die Ebene. Das Gebirge bekommt menschliche Eigenschaften „…aus der Tiefe redeten ihm Gewässer und rauschende Wälder zu und sprachen ihm Mut ein.“ (S.33) und wird als phantasievoll, verlockend und gefährlich, bedrohlich, geheimnisvoll, einsam, u.a. beschrieben. Tieck benutzt verschiedene Ausdrucke, um dies zu verdeutlichen, z.B. „…dunkeln Umrisse des Gebirges…“  (S.31);

Bald verlor ic die Ebene inter mir aus dem Gesichte, die Waldströme rauschten mir entgegen, Buchen und Eichen brausten mit bewegtem Laube von steilen Abhänge erunter; mein Weg führte mic schwindlichten Abgründen vorüber, blaue Berge standen groß und ehrwürdig im intergrunde. (S.32);

…einsamsten Gebirge…“ (S.32); „…dunkeln Gang des Waldes…“ (S.32); „…steiler Berg…“ (S.32); „…die Felsen wurden steiler, das Grün verlor sich, die kahlen Wände riefen ihn wie mit zürnenden Stimmen an…“ (S.33-34); „…Abgrunde…“ (S.34); „Jetzt zog ihn der gefährliche Weg neben eine ohe Mauer in, die sic in den Wolken zu verlieren schien;“(S.34); „…die steile öhe…“ (S.36); „…dem einsamen Gebirge…“ (S.38); „…viele Bergspitzen oben sic abgeründet aus dem blauen Nebel.“ (S.41)

Das Gebirge wird beschrieben, mit langen Schatten, etwas das Angst macht. Auc Christians Vater atte Angst vor dem Gebirge.

Las uns gehen, dass wir die Schatten des Gebirges bald aus den Augen verlieren, mir ist immer noc we ums erz von den steilen wilden Gestalten, von dem grässlichen Geklüft, von den schluchzenden Wässerbächern; las uns das gute, fromme, ebene Land besuchen. (S.42)

Es ist aber auc reizend und anlockend. Wie festgestellt werden kann, ist eine starke Ambivalenz vorhanden, denn auf einer Seite lockt der Berg und auf der anderen Seite schreckt er ab. Dies ist deutlic an dem Verhalten des Protagonisten zu beobachten, d.h. einerseits fühlt sic Christian von den Gebirgen angezogen, aber anderseits at er Angst davor.

Ic möchte wohl einmal die öhe besteigen, denn die Lichter sind dort am schönsten, das Gras muss dorten recht grün sein, die Welt umher recht seltsam, auc mag sich’s wohl treffen, dass man noc manc Wunder aus der alten Zeit da oben fände. (S.33)

Der junge Jäger war nicht verwundet, er verdoppelte nur seine Schritte nac dem Runenberg zu, alles winkte ihm dorthin, die Sterne schienen dorthin zu leuchten, der Mond wies mit einer ellen Straße nac den Trümern, lichte Wolken zogen inauf, und aus der Tiefe redeten ihm Gewässer und rauschende Wälder zu und sprachen ihm Mut ein. (S.33)

Mit Furcht gedachte er an seinen Aufenthalt in dem einsamen Gebirge und zwischen den wüsten Steinen, er sehnte sich, in diesem friedlichen Dorfe wohnen zu dürfen, und trat mit diesen Empfindungen in die menschenerfüllte Kirche. (S.38)

In den Bergen findet Erotik statt. Cristhian beobachtet eine Frau und fühlt sic angezogen.

Sie schien nicht den Sterblichen anzugehören, so groß, so mächtig waren ihre Glieder, so streng ihr Gesicht, aber doc dünkte dem entzückten Jünglinge, dass er noc niemals solche Schönheit gesehn oder geahndet abe. Er zitterte und wünschte doc eimlich, dass sie zum Fenster tretten und ihn wahrnehmen möchte. (S.34)

In seinem Innern atte sic ein Abgrund von Gestallten und Wohllaut, von Sehnsucht und Wollust aufgetan, Scharen von beflügelten Tönen und wehmütigen und freudigen Melodien zogen durc sein Gemüt, das bis auf den Grund bewegt war. Er sa eine Welt von Schmerzen und offnung in sic aufgehen, mächtige Wunderfelsen von Vertrauen und trotzender Zuversicht, große Wasserströme, wie voll Wehmut fließend. (S.36)

Ebene

Die Ebene wird, im Gegensatz zum Gebirge, als friedlich, armonisch, als ein Kulturbereich, wo Zivilisation stattfindet, wo alles geregelt ist, beschrieben.

Gegen Mittag stand er über einem Dorfe, aus dessen ütten ein friedlicher Rauc in die öhe stieg, Kinder spielten auf einem grünen Platze festtaglic geputzt, und aus der kleinen Kirche erscholl der Orgelklang und das Singen der Gemeinde. (S.37)

Die Ebene wird als etwas Gutes beschrieben „…das gute, fromme, ebene Land…“(S.42). In der Ebene findet keine Erotik in dem Sinne statt, wie in den Gebirgen. Auf der Ebene eiratet Christian Elisabeth, bekommt Kinder mit ihr, alles ist geregelt. Aber auf die Dauer ist er nicht zufrieden, denn er kann diese Frau, die er im Berg sah, nicht wirklic vergessen. Schon in der ochzeitnacht sagt er zu Elisabet „Nein, nicht jenes Bild bist du, welches mic einst im Traum entzückte und das ic niemals ganz vergessen kann, aber doc bin ic glücklic in deiner Nähe und selig in deinen Armen.“ (S.40)

Ausserdem wird die Ebene als etwas Langweiliges, wo nichts besonderes geschieht, wo alles geordnet ist, beschrieben.

Die Ebene, das Schloss, der kkleine beschränkte Garten meines Vaters mit den geordneten Blumenbeeten, die enge Wohnung, der weiten immel, der sic ringsum so traurig ausdehnte, uns keine öhe, keine erhabenen Berg umarmte, alles ward mir noc betrübter und verhasster. (S.31)

Schlussfolgerung

In der vorliegenden Arbeit wurde Tiecks Werk „Der Runenberg“ im Bezug auf die Darstellung der Natur untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Natur in dem Werk ein wichtiges Motiv ist. Sie nimmt als Seelenspiegel an dem Erleben teil, bekommt menschliche Eigenschaften und wird mit den Menschen dadurc gleichgesetzt, dass die selben Eigenschaften benutzt werden, um sowohl Menschen als auc Natur zu beschreiben.

Durc den Vergleic von der Art und Weise, wie Gebirge und Ebene dargestellt werden, konnte beobachtet werden, dass ein starker Gegensatz zwischen beide Landschaftformen vorhanden ist. Das Gebirge wird als bedrohlich, einsam, gefährlich, geheimnisvoll beschrieben, aber auc als anlockend und phantasievoll. Die Ebene dagegen wird als etwas Gutes, Friedliches, Geordnetes beschrieben, aber auc auf die dauer Langweiliges. Durc diese Beschreibungen von Gebirge und Ebene kann man auc weitere Merkmale der Epoche Romantik feststellen, und zwar die Sehnsucht des Protagonisten nac dem Absoluten, Unendlichen, nac Exotik und Ferne, sein Fernwe und sein eimweh, seine Sehnsucht nac armonie, u.a. Nirgends fühlte er sic auf die Dauer zu ause.

Ausserdem konnte festgestellt werden, dass die Natur in Tiecks Werk die selbe Rolle spielt, wie für die meisten Romantiker. Dies kann man feststellen, wenn man die Analyse des Werkes mit der Bedeutung der Natur für die Romantiker vergleicht, denn sowie für die meisten Romantiker ist auc bei Tieck eine Naturseelenstimmung ein wichtiges Merkmal, weil die Landschaftdarstellungen armonievorstellungen, Träume der Liebe und erotische Wünsche spiegeln, sie zeigen aber auc dadurch, dass die Landschaft dämonisc entstellt wird, die Angst vor dem Dasein. Je nachdem, in welchem Zustand der eld sic befindet, kann die Natur sowohl einen eilenden als auc einen zerstörenden Aspekt aben. Deswegen kann man sagen, dass die Natur dadurc ein doppeltes Gesicht bekommt, denn einerseits bereitet sie Angst und anderseits wird sie als afen des Friedens, des Trostes, der Versöhnung betrachtet.

Literaturverzeichnis

DAEMMRICH, Ingrid & ORST, S. Themen und Motive in der Literatur. Tübingen: A. Francke Verlag GmbH, 1987.

HOFFMEISTER, Gehart. Deutsche und europäische Romantik. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuc andlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, 1990.

TIECK, Ludwig. Der blonde Eckbert. Der Runenberg. Stuttgart: Philipp Reklam jun. Gmb & Co., 2002.

 

Artigo submetido em 11/02/09 e aprovado em 27/03/09