Erotik in der zeitgenössischen Literatur von Frauen am Beispiel von der Kurzgeschichten Mir nichts, dir nichts von Julia Franck und Eucaristia von Andréa del Fuego

Rafaela Blanch Pires

RESUMO: A exemplo dos contos Eucaristia de Andréa del Fuego (brasileira) e Mir Nichts, dir nichts de Julia Franck (alemã) pode-se verificar como as autoras da atualidade lidam com a sensualidade na literatura. O objetivo principal deste trabalho é reconhecer as divergências e semelhanças relativas ao erotismo expressos em cada conto. Tais aspectos podem também abordar questões culturais, de gênero ou emancipação da mulher na sociedade, porém, sem perder de foco a expressão do erotismo na literatura de mulher.

PALAVRAS-CHAVE: Literatura; mulher; erotismo.

ZUSAMMENFASSUNG: Es wird am Beispiel der Kurzgeschichten Eucaristia von Andréa del Fuego (aus Brasilien) und Mir nichts, dir nichts von Julia Franck (aus Deutschland) zeigen, wie die zeitgenössische Autorinnen die Sinnlichkeit in der Literatur behandeln. Die Absicht ist in dieser Arbeit die Unterschiede und Ähnlichkeiten den erotischen Aspekten zweier verschiedener Kurzgeschichten zu erkennen, die auch mit der weiblichen Emanzipation, geschichtlichen oder brasilianische und deutsche kulturellen Aspekten der Texte verbunden sein können.

SCHLÜSSELWÖRTER: Literatur; Frauen; Erotik.

ABSTRACT: Two short stories, Eucaristia by Andrea del Fuego (Brazil) and Mir nichts, dir nichts by Julia Franck (Germany) were taken as exemples of how contemporary women authors deal with sensuality in literature. The main objective of this paper is to recognize differences and similarities concerning erotic aspects in each of the short stories. These aspects can also be related to cultural issues, to gender and to the emancipation of women. All that without losing focus from the paper’s main issue, which is eroticism in female literature.

KEYWORDS: Literature; Women; Erotism.

 

Die aktuelle Literatur der Frauen ist von den neuen zeitgenössischen Werten gekennzeichnet. Neue Werte, die wiederrum von Freiheit gekennzeichnet sind, welche die Frauen eroberten, als sie die Gleichheit zwischen den Geschlechtern suchten.

Es wird am Beispiel der Kurzgeschichten Eucaristia von Andréa del Fuego und Mir nichts, dir nichts von Julia Franck zeigen, wie die Autorinnen die Sinnlichkeit in der Literatur behandeln.

Florence Feiereisen (in ihrem Artikel Liebe als Utopie) und Luiz Ruffato (Verfasser von zwei Kurzgeschichtenanthologien neuer, brasilianischer Frauenliteratur) behaupten, dass Erotik und Unzufriedenheit zwei Themen sind, die immer häufiger in der neuen Literatur von Frauen erscheinen.

Julia Franck beschreibt in der Kurzgeschichte Mir nichts, dir nichts „die Beziehung zweier Frauen. Die Erzählerin beginnt eine Affäre mit dem Freund ihrer besten Freundin, sie versucht, diese Affäre vor der Freundin zu verheimlichen.“ (BACHMANNPREIS). Eine Geschichte in der eine Affäre vorkommt, kann, in der Literatur von Frauen, offensichtlich zu einem Klischee werden. Aber das Interessante hier ist, wie die weibliche Erzählstimme auf äuβerst ungewöhnliche Art über die sexuelle Beziehung spricht, besonders weil sie von einer Frau geschrieben und beschrieben wurde, eine Tatsache, die vor eniger Zeit inakzeptabel gewesen wäre.

In der Kurzgeschichte Eucaristia von Andréa del Fuego, hat eine Frau, die mit einem Busfahrer verheiratet ist, viele erotische Träume mit einem Heiligen (Sankt Georg). Sie fühlt sich sehr schuldig im Bezug auf diese Träume und Gefühle.

Es gibt viele Unterschiede in der Art, in der die zwei Autorinnen auf die Sinnlichkeit eingehen. Die brasilianische Geschichte, zum Beispiel, zeigt die Erotik durch das religiöse Prisma, das hier in Brasilien einen sehr starken Einfluss auf unsere Kultur hat. Aber in Deutschland ist es vielleicht anders. Das Ziel in dieser Recherche ist es nicht, eine kulturelle Untersuchung beider Nationalitäten zu machen, es ist aber unmöglich in den Kurzgeschichten nicht auf kulturelle Eigenschaften zu treffen. Deshalb ist es vielleicht interessant, ein bisschen der Geschichte beider Nationalitäten zu kennen. Dadurch könnte jeder Leser die Kurzgeschichten besser verstehen und somit eine gute Analyse machen.

Das brasilianische Volk wurde von verschiedenen Rassen gebildet. Hauptsächlich wurden sie von Indianern, Afrikanern und Europäern konstruiert. Diese drei verschiedenen Kulturen haben viele Widersprüche vererbt. Brasilien ist eines der katholischsten Länder der Welt, da die europäische Kultur über die Indianer und die afrikanische Kultur herrschte.

Die Europäer waren von der sexuellen Freiheit der Indianerinnen gleichzeitig schockiert und fasziniert, sie waren für die europäischen Augen bescheiden aber auch pervers. Die Indianer lebten nach dem Naturgesetz, es war keine Sünde das ältere Frauen die jüngeren in die sexuelle Praxis einführten, zum Beispiel. Nachdem Brasilien entdeckt wurde und als die Jesuiten später dort landeten, wurde die Kathechese der Frauen verstärkt. Die Europäer sahen die Indianerinnen einfach als wilde Menschen, welche erzogen werden mussten. (Raminelli, In: DEL PRIORE, 2007, S.14 – 27)

Auβer den Indianerinnen, haben auch Afrikanerinnen einen starken Einfluβ über die brasilianische Geschichte ausgeübt. Laut dem Autor Luciano Figueiredo hatten die afrikanischen Sklaveninnen in Brasilien zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert, wenn sie freigekauft wurden, keine andere Möglichkeit als die zu arbeiten um zu überleben. Da das Geld des Straβenhandels aber selten genüge, sei ihr Leben nicht einfach gewesen und sie hätten sich deshalb häufig prostituiren müssen. Einige hätten in ihren eigenen Häusern, inmitten der Familie gearbeitet und andere hätten ihre Töchter zum Arbeiten gezwungen um genügend Geld für den Alltag zu haben. Für lange Zeit dürften die Portuguiesen keine schwarze Frau heiraten und diese Frauen seien auch nicht kathechisiert worden. (Figueiredo, In: DEL PRIORE, 2007, S. 140 – 187)

Die Portuguiesinnen sind besonders im Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Realen Familie nach Brasilien gekommen. Sie seien typische europäische Frauen der Zeit gewesen, die vom Katholizismus kathechisiert worden wären. Die europäischen Werte der Frauen, wie: auf Kinder und Haushalt aufzupassen und die Jungfräulichkeit zu schützen, hätten in der brasilianischen Gesellschaft dieser Zeit vorgeherrscht. (D’Incao, In: DEL PRIORE, 2007, S. 224 – 240)

Diese Gegensätze von verschiedenen Kulturen, Glauben und Religionen sind heutzutage noch mit der Globalisierungskultur gemischt, was schon viele Bräuche ausgelöscht hat. Trotzdem hat der starke Einfluss des Katholizismus eine gewisse Repressions-Atmosphäre über viele Bräuche der afrikanischen und indianischen Kultur hinterlassen, besonders im Fall der weiblichen Sexualität.

Ein klares Beispiel der Widersprüchlichkeit Brasiliens ist der Karneval, der ein katholisches Fest ist. Brasilien hat den bekanntesten Karneval der Welt, wo Frauen in sehr knapper Unterwäsche und mit vielen Federn geschmückt (ein indianisches Kennzeichen) von lauten afrikanischen Trommeln begleitet, zu einem katholischen Fest, tanzen.

In Eucaristia ist diese Wiedersprüchlichkeit der brasilianischen Kultur sehr deutlich, besonders wenn die Beziehung der Hauptdarstellerin zwischen ihrem sexuellen Impuls und ihren religiösen Zügeln erscheint. Im Wirklichkeit glaube ich, dass es in Brasilien immernoch viele Frauen wie Bárbara gibt, die, wegen der vielen religiösen Tabus, nicht ganz befriedigt sind, besonders in den kleineren Städten im Landesinneren. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Brasilianerinnen so sind und alle deutschen Frauen sich sehr frei fühlen, wie es die entsprechenden Kurzgeschichten zeigen. Es kann solche religiösen Frauen auch in Deutschland geben. Das heiβt einfach, dass eines der Zeichen der brasilianischen Kultur der starke katholische Einfluss ist.

Die deutschen kulturellen Aspekte in der Kurzgeschichte Mir nichts, dir nichts, besonders die, welche mit Sexualität oder Repression zu tun haben, kann ich leider nicht so leicht erkennen wie einige Aspekte der brasilianischen Kurzgeschichte. Obwohl ich im Germanistikstudium ein wenig über die deutsche Kultur gelernt habe, kann ich diese kulturellen Kennzeichen noch nicht genauer erkennen.

Allerdings habe ich einige Eindrücke über die Handlung der deutschen Geschichte gesammelt, zum Beispiel, dass viele deutsche Frauen vielleicht weniger Tabus im Bezug auf ihre Sexualität haben. Vielleicht haben sie in Deutschland auch mehr Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern (im profissionellen Arbeitsbereich) erobert, als in Brasilien. Eine geschichtliche Begründung dazu wäre die Notwendigkeit der Frauen in der Kriegszeit zu überleben. Als die Männer im Schlachtfeld des ersten und zweiten Weltkrieges waren, haben die Frauen vorgesorgt. In dieser Zeit mussten sie auf irgendeine Weise Geld und Nahrung für die ganze Familie besorgen. Ein gutes Beispiel der Eroberung der Frauen im Krieg ist im Film Die Ehe der Maria Braum, von Rainer Werner Fassbinder, sehr gut beschrieben. Der Film spielt nach dem zweiten Weltkrieg. Die Hauptdarstellerin Maria heiratet, ihr Mann muss aber bald darauf im Krieg dienen; einige Zeit später bekommt sie die Nachricht, dass er gefallen sei. Es gibt also keinen Mann um ihre Familie zu versorgen, die Lebensbedingungen sind sehr schlecht, ihre Mutter, ihre Schwester und ihre Kindern leiden schon sehr. Maria beginnt sich zu prostituiren. Sie ist eine sehr starke und ehrgeizige Frau. Mit ihrer Sinnlichkeit gewinnt sie viele mächtige Männer für sich. Nachdem sie schon als reiche und mächtige Frau angesehen wird, findet sie heraus, dass ihr Mann nicht gestorben ist.

Dies ist natürlich nur eine der vielen ähnlichen Geschichten der Frauen dieser Zeit, die mit Sicherheit alle sehr hart gewesen sind. Sie waren dazu verpflichtet zu arbeiten und haben sehr gelitten, aber sie gewannen damit auch mehr Freiheit. Dieses Leid könnte den deutschen Frauen vielleicht grössere Freiheit geschenkt haben (auch im sexuellen Aspekt) als den Frauen in Brasilien, die in der Geschichte keinen groβen Krieg (zumindestens keinen Weltkrieg) erleben mussten.

Die Absicht ist, in dieser Arbeit einfach die Unterschiede und Ähnlichkeiten zweier verschiedener Kurzgeschichten zu erkennen, die nicht unbedingt mit den kulturellen oder geschichtlichen Aspekten der Texte verbunden sind. Sie müssen auch nicht mit der weiblichen Emanzipation zu tun haben, sondern einfach mit den erotischen Aspekten beider Kurzgeschichten. Am Ende ist eine kurze Verbindung gemacht, der erotischen Analyse mit der Stellung der Frauen in der Gesellschaft heutzutage.

Die erotischen Aspekte sind sehr häufig in der aktuellen Literatur und es ist sehr schön zu bemerken, wie Frauen darüber mit absoluter Freiheit schreiben, obwohl die Literatur von Frauen noch nicht genügend anerkannt wurde.

Es gibt viele von Frauen produzierte literarische Meisterwerke die jedoch nicht bekannt wurden. Deshalb hat Luiz Ruffato zwei Kurzgeschichtenanthologien über neue brasilianische Literatur von Frauen gemacht.

Ein anderes Beispiel dafür ist die Anzahl der Frauen, die Mitglieder der Academia Brasileira de Letras sind. Unter vierzig brasilianischen und zwanzig ausländischen Mitgliedern gibt es bloβ sechs Frauen: Ana Maria Machado, Dinah Silveira de Queirós, Lygia Fagundes Telles, Nélida Pinon, Rachel de Queirós und Zélia Gattai. (ACADEMIA BRASILEIRA DE LETRAS)

Natürlich wurde schon viel geändert und Frauen haben bereits grösseres Ansehen erobert. An diesem Beispiel der Mitglieder der Academia Brasileira de Letras kann man aber schon sehen, dass, zumindestens im Gebiet der Literatur, eine wirkliche Balance zwischen Männern und Frauen noch lange nicht erreicht wurde.

Es soll betont sein, dass die Absicht hier die Frauenemanzipation, Geschlechterkämpfe oder die kulturellen Aspekte beider Kurzgeschichten zu behandeln nicht ist. Die Absicht ist einfach eine Analyse zweier verschiedener Kurzgeschichten zu machen, von Autorinen verschiedener Nationalitäten, die ungefär in dem selben Alter sind, und die mit sinnlicher Sprache über Themen die mit Erotik zu tun haben, schreiben. Um diese Analyse zu machen, und um zu einigen Schlüssen zu kommen, die im folgenden Text ausgelegt werden, war es aber notwendig einen kurzen Rundblick in die Frauengeschichte zu machen. Dieser Rundblick wird helfen die Analyse zu begründen.

Im nächsten Kapitel dieser Arbeit (Erotik in der Literatur von Frauen) behandlt über die Stellung der Frau in der erotischen Literatur im Laufe der Zeit. Hier werden nicht nur die Schwierigkeiten, die Frauen haben um über Erotik zu schreiben diskutiert, sondern auch die Schwierigkeiten dieser um, neben den literarischen Werken der Männer, Anerkennung zu gewinnen.

Das dritte Kapitel besteht aus einer kurzen Biographie beider Autorinnen, wodurch bemerkt werden kann welche zeitgenösischen Zeichen ihre Werke beeinfluβt haben und wie sie als sinnliche Schriftstellerinnen durch ihre Arbeit anerkannt wurden.

Im vierten Kapitel (die Kurzgeschichten) findet man eine kurze Zusammenfassung der Kurzgeschichten, um die Handlung besser kennen zu lernen. Es folgt auch die Analyse beider Kurzgeschichten. Diese Analysen teilen sich in eine nähere Untersuchung der Figuren, der Zeit, des Ortes an dem die Handlung geschieht, des Plots und schlieβlich der Sprache. Diese Analysen sind wichtig um ein besseres Verständnis der Handlungen der Kurzgeschichten und eine bestimmte Analyse der erotischen Punkte zu erlangen.

Das fünfte Kapitel ist die eigentliche Analyse der erotischen Elemente. Dieses Kapitel handelt, auβer von Erotik, auch von Tod, Leben, Religion, Unzufriedenheit, Verrat und Reproduktion. Am Ende werde ich eine Zusammenfassung über Aspekte der Kurzgeschichten machen, die diese ganze Recherche eingebracht haben.

EROTIK IN DER LITERATUR VON FRAUEN

Durigan zufolge existiert das Interesse der Menscheheit an der sexuellen Praxis und ihrer Representationen in erotischen Texte seit Urzeiten. Es sei eigentlich eine methaphorische Representation der Sexualität, eine Imitation des erotischen Spiels aller Spezien. Das Publikum suche nach diesen Representationen, um ihren Begierden nachzugehen und ihre Erwartungen zu erfüllen. (DURIGAN, 1986, S. 8)

Goulemot betont die Behauptung von Durigan mit folgendem Zitat:

[…] o livro erótico […] sem que, por esta designação, se emita sobre ele um julgamento moral ou qualitativo, tem uma finalidade fisiológica: despertar no leitor o desejo de gozar, deixá-lo em um estado de tensão e de falta do qual ele deverá se liberar por um recurso extraliterário. Como vimos, o livro erótico engendra “maus hábitos: ele faz parte dos livros que são lidos com apenas uma das mãos, segundo Jean-Jacques. (GOULEMOT, 2000, S. 149)

Das Konzept des Wortes „Erotik“ wird häufig mit dem des Wortes „Pornographie“ verwechselt. Afonso Medeiros erklärt in dem Interview A busca de uma ética de eros der brasilianischen Zeitschrift O Povo, dass das Wort „Erotik“ aus dem Griechischen Erótikos kommt. Es bedeute etwas, das mit Liebe, Sinnlichkeit und Lust zu tun habe. Es sei auch mit Eros, dem griechischen Gott der Liebe, verbunden.

Pornographie sei mit Prostitution verbunden, einfach mit der Wollust, mehr nicht. Erotik erscheine im Bezug auf Gefühle (Liebe, Sinnlichkeit) während Pornographie keine Gefühle darstelle. Weder Erotik noch Pornographie seien demnach Themen, die man mit Leichtigkeit diskutiere. Immer schon sei die Möglichkeit der Schöpfung neuer Lebenwesen, wie auch der Tod, ein Mysterium gewesen. In diesem Zusammenhang seien also viele Tabus und Gläube von verschiedenen Religionen und Sekten gebildet worden, als Möglichkeit und Ausweg, um der Menschheit diese Dinge zu erklären oder sie zu kontrollieren.

Schon seit langem existieren die Verbote und die Gebote, die sexuelle Impulse zügeln. Es hätte, besonders früher, sehr wenige Werke gegeben, die von Erotik handelten. Aber ab und zu sei immer wieder eines erschienen.

Wenn man die Geschichte in einer allgemeinen Übersicht beobachtet, merkt man, dass männliche Autoren solcher Literaturarten viel häufiger aufgetreten als Frauen, sowie in fast allen Geltungsbereichen. Vor einigen Jahren noch war die Rolle der Frau einfach auf Kinder und Haushalt aufzupassen. Die Männer waren diejenigen, die über Intelligenz verfügten, und somit die Kultur und die Wirtschaft in der Welt bewegten.

Trotzdem erschienen leise Frauenstimmen die von Erotik handelten, wie Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg, deutsche Nonnen und Schriftstellerinnen des 12. Jahrhunderts welche in den Klöstern Kontakt mit der Lateinischen Sprache hatten. Ihre Werke seien aber als Mystisch betrachtet worden. In ihren Berichten würden sie beschreiben, dass sie sich angetrieben fühlten zu schreiben was eine innere Stimme sagte, oft schrieben sie über expliziten Sex. (CATLING, 2000, S. 17 – 22)

Über solchen kann man im folgenden Stück der Metchilder Schrift über die heilige Liebe lesen:

For He then steals away with her to a secret place … for He wishes to play games with her, games that the body can not understend, nor the peasent at his plough, nor the knight at his tournament, nor even his loving mother Mary. And after this ecstasy the soul sighs with all her might, so that the hole body is shaken. (CATLING, 2000, S. 22)

Natürlich seien solche Frauen streng wegen Obzönität angeklagt worden. Metchilds zum Beispiel hätte, gegen Ende ihres Leben, Schutz in den Zisternenklostern suchen müssen. (Ebd., S. 20)

Im Verlauf der Frauengeschichte hat sich schon schon vieles bezüglich der Frauenrechte geändert. Sie haben sich emanzipiert, aber sie kämpfen bis heute, um die ideale Balance zwischen Männern und Frauen zu erobern. Man kann erkennen, dass dieses Gleichgewicht noch nicht ganz erreicht wurde. Ein Beispiel dafür ist die Existenz diverser Instituitionen für die Verteidigung der Frauenrechte. Julia Franck bestätigte dieses Problem in einem Interview, als sie gefragt wurde, ob sie sich als Schriftstellerin sinnlicher Erzählungen schon diskriminiert gefühlt hätte:

[…] Nicht wegen des „Sinnlichen“, nein, das Naserümpfen gilt eher der weiblichen Anmaβung zum öffentlichen Wort schlechthin […] Doch weder bei den Naturwissenschaftlern, noch bei den Ärzten, weder bei den Schauspielern noch bei den Musikern ist die geschlechtliche Dominanz so auffällig wie im geistigen Ressort, in der Literatur und Philosophie. Literarische Leistung lässt sich schwer messen. Es fällt auf, dass der Prix Goncourt im letzten halben Jahrhundert nur zwei Mal einer Frau verliehen wurde […] In Deutschland sieht die Quote des Preises mit dem grö„ten Renommee, Georg-Büchner-Preises, so aus: acht Männer, zwei Frauen. Zwar veröffentlichen heute ebenso viele Frauen wie Männer, aber Männer können augenscheinlich besser denken und schreiben.[…] Judith Hermann und wir anderen Schriftstellerinnen einer Generation wurden als „Fräuleinwunder“ in einen Stall geführt, aus dem keine einzige als Genie herausgeführt wird. Warum auch? Die Akademien Deutscher Sprache und Dichtung, die Preise und Jurys besetzen und einen Anspruch auf die öffentliche Deutung und Wertschätzung erheben, nehmen alle zehn Jahre mal eine Frau in ihren Männer-Club auf. Natürlich habe ich häufig in Rezensionen Ressentiments gegen mein Geschlecht empfunden, gegen die Anmaβung, als Frau Literatur schreiben zu Begierden […] [1]

Im Jahr 1999 publizierte Volker Hage den Artikel das Literarische Fräuleinwunder im Spiegel, der die Gruppe der bisher marginalisierten Literatinnen in den Mittelpunkt des Interesses stellten. Zumindest erläuterte er, dass Frauen an der literarischen Produktion genauso beteiligt sind wie die Männer. In dieser Zeit waren die Autorinnen Karen Duve, Judith Hermman und Jöe Jenny sehr populär. (Mingels, In: NAGELSCHMIDT, 2002, S. 24)

In Brasilien gab es solche Wellen neuer Literatinnen nicht. Während die Frauen in Europa schon im Laufe des 19. Jahrhunderts begonnen hatten, Literatur zu verfassen, war Brasilien noch in der Phase sich an die westliche Welt zu binden. Clarice Lispector (1920-1977) war eine der bekanntesten Autorinnen, und das Thema wurde mit ihr in dem Interview, dass Junio Lerner für das Program Panorama 1977 gemacht hat besprochen. Lispector war aber nicht so bekannt wie die sinnliche Autorin Hillda Hilst (1930 – 2004). Die Werke letzterer wie O caderno rosa de Lori Lamby, Contos O’escárnio – Textos Grostescos e Cartas de Um Sedutor wurden von Deneval Siqueira de Azevedo Filho in seiner Master-Arbeit noch als obzöne Literatur bezeichnet. Als Illustration folgt hier ein Abschnitt von O caderno rosa de Lori Lamby:

Então ele começou a passar a mão na minha coxa que é muito fofinha e gorda, e pediu que eu abrisse as minhas perninhas. Eu gosto muito quando passam a mão na minha coxinha. Daí o homem disse para eu ficar bem quietinha que ele ia dar um beijo na minha coisinha. Ele começou a me lamber como o meu gato se lambe, bem devagarinho e apertava gostoso o meu bumbum. Eu fiquei bem quietinha porque é uma delícia e eu queria que ele ficasse lambendo o tempo inteiro. (HILST, 2005, S. 25)

Im Jahr 1990 hat der Autor Luiz Ruffato seine erste Kurzgeschichtenanthologie der Neuen Literatur von Frauen veröffentlicht. Er erklärt, daβ sein Interesse für diese Art von Literatur erschienen ist, als er die männlichen Namen der neuen begabten Schriftstellergeneration immer wieder in der Zeitung beobachtete, viele Frauen aber, die dieser Generation auch angehören, nicht zitiert wurden. Deshalb entschied er sich, 25 Kurzgeschichten von brasilianischen Autorinnen zu sammeln. Später habe er bemerkt, daβ viele andere begabte Schriftstellerinnen noch ausgeblieben waren, also veröffentlichte er noch eine zweite Anthologie mit neuen Autorinnen. Alle ausgewählten Kurzgeschichten wurden von Schriftstellerinen ab den 90’er Jahren geschrieben. „Profundamente mergulhadas num universo mudo pela internet, surdo pela música altíssima e cego pelas paredes dos shoppings […]“.(RUFFATO, 2004, S. 16) So betont Ruffato einen der am häufigsten anwesenden Charaktere in den Werken der neuen Autorinnen. Unter anderen Themen wurden die sexuelle Frustration und das urbane Leben hervorgehoben.

Ein Beispiel des urbanen Lebens als Thema wurde sehr gut in dem folgenden Abschnitt von Psycho, einer Kurgeschichte von Clarah Averbuck gebracht. Averbuck ist eine sehr begabte brasilianische Autorin und 2008 wurde die Umarbeitung dem Film Nome Proprio auf dem Markt.

Eu era uma escritora bêbada, perdida em uma cidade enorme e sem nenhum lugar decente. Saudosista do rock de ontem e amante do rock de hoje que soa como o de ontem. Um livro publicado, nenhum dinheiro no bolso. Alguns frilas me salvavam, as contas dos bares aumentavam, os amigos emprestavam dinheiro quando podiam. Mamãe e papai, coitados, falidos e fodidos, ajudavam quando podiam. Sem amor e com poucos amigos, me restaram as minhas droguinhas controladas pelo Doutor Fajuto […] (Averbuck, In: RUFFATO, 2004, S. 23)

Ein Beispiel von sexueller Frustration kann man in der folgenden Analyse von Eucaristia finden.

In Deutschland kamen diese Themen warscheinlich ebenfalls am häufigsten in solcher Literatur vor. Ein radikales Beispiel der Freiheit der neuen Schriftstellerinnen kann man am Beispiel des Buches Feuchtgebiete von Charlotte Roche erkennen, das von Erotik und ganz extremen Tabu-Themen der Frauen handelt, wie z.B.: die intime Hygiene.

DIE AUTORINNEN

In diesem Kapitel kann man ein wenig über die Lebensgeschichten der Autorinnen, welche die Kurzgeschichten geschrieben haben die hier bearbeitet werden, erfahren. Man kann an ihren Geschichten verschiedene zeitgenösische Charackterzüge beobachten, die ihre Werke beeinflusst haben. So wie zum Beispiel die Verfügbarkeit der Schriften Andréa del Fuegos in ihrem Blog, oder selbst die Flexibilität und Mobilität von Julia Franck, die sehr verschiedene Jobs gehabt hat und in verschiedenen Städten und Ländern gelebt hat.

Andréa del Fuego

Andréa Fátima dos Santos ist im Jahr 1975 in São Paulo-SP geboren, und würde die neue Schriftstellerin Andréa del Fuego werden. (FUEGO, 2004)

Der Editor der 89FM Radiosendung hätte eine ihrer erotischen Kurzgeschichten gefunden und sie gefiel ihm so gut, dass er dieser neuen Autorin eine Sendung angeboten hätte. In dieser Sendung seien die Zweifel über Sexualität der Leser und Zuhörer von ihr beantwortet worden. (Ebd., 2004)

Von dieser Sendung an ist ihre Karriere aufgestiegen. Sie hat, unter anderen Arbeiten, viele Kurzgeschichten und Kroniken in verschiedenen Elektronischen Magazinen geschrieben, insbesonders auf der Website Brasil OnLine-BOL, wo sie über das weibliche Verhalten spricht. (delfuego.zip.net)

Sie hat Kurzfilme regiert und ausgerichtet. O Beijo zum Beispiel ist bei den Tokio Festspielen und im Festival Mix Brasil 2002 nominiert worden. (Ebd.)

Sie ist Autorin der Trilogie Minto Enquanto Posso (2004), Nego Tudo (2005) und Engano Seu (2007). Sie beteiligte sich an Anthologien wie Os cem menores contos brasileiros do século, 30 mulheres que estão fazendo a literatura brasileira, Contos de algibeira, 69/2 Contos eróticos, uvm. Im Juni 2008 veröffentlichte sie den Jugend-Roman Sociedade da caveira de cristal, und sie hat einen noch unveröffentlichten Roman, Serra Morena. (Ebd.)

Julia Franck

Im Jahr 1970 sind Julia Franck und ihre Zwillingsschwester geboren. Der Webseite LITRIX nach hat sie ihre ersten acht Jahren in Berlin verbracht; danach seien sie, ihre Mutter und ihre drei Schwestern nach West-Deutschland gezogen. Anfangs habe sie in dem Auffanglager Marienfelde gewohnt. Mit dreizehn Jahren sei sie alleine zurück nach Berlin gezogen und habe dort mit Freunden ihrer Mutter gewohnt.

In Berlin hat sie Germanistik, Amerikanische Literatur und Philosophie studiert. Sie habe verschiedene Arbeitserfahrungen gemacht, als Krankenschwester, Kellnerin, Putzfrau, Kindermädchen und wissenschaftliche Hilfskraft; auβerdem habe sie noch kleinere Übersetzungen aus dem Amerikanischen gemacht und als freiwillige Mitarbeiterin für das Radio und verschiedene Zeitungen gearbeitet. (BACHMANNPREIS)

1997 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, Der neue Koch. 1999 erschien Liebediener, 2000 wurde die Kurzgeschichtenanthologie Bauchlandung veröffentlicht. 2003 publizierte sie Lagerfeuer, 2006 Mir nichts, dir nichts und 2007 Die Mittagsfrau. (LITRIX)

1995 hat sie an der Open Mike Competition teilgenommen, 1998 hat sie das Alfred-Döblin-Stipendium bekommen, 2004 wurde sie mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis, 2005 mit dem Roswitha-Preis und 2007 dem Deutschen Buchpreis für Die Mittagsfrau ausgezeichnet. Seit 2001 ist Franck Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland. (BACHMANNPREIS)

DIE KURZGESCHICHTEN

Hier folgen kurze Zusamenfassungen und die Analysen der Kurzgeschichten Eucaristia (Andréa del Fuego) und Mir nichts, dir Nichts (Julia Franck). Dadurch kann man ein besseres Verständnis der Handlungen haben. Später kann man dann die Frage der Erotik (und auch der Unzufriedenheit) innerhalb der Handlungen genauer analysieren.

Zusammenfassung von Eucaristia

In der Kurzgeschichte Eucaristia ist die Protagonistin (Bárbara) mit einem Busfahrer verheiratet und hat viele erotische Träume mit einem Heiligen (Georg). Sie fühlt sich sehr schuldig dieser Träume und Gefühle wegen.

Ihr Leben ist still und friedfertig. Jeden Tag wacht sie auf, macht ihre häusliche Arbeit, tratscht und betet mit den Nachbarinnen. Jeden Tag betet sie sehr viel.

Ihr langweiliges Leben wird von der Gottseligkeit und Devotion neutralisiert.

Schon als Kind besuchte sie immer die Prozession des Heiligen Georgs.

Sie ist so voller Innbrunst, dass ihr ältester Sohn seinem Vater vorgeschlägt seine Mutter zum Arzt zu bringen. Der Sohn findet, dass es nicht normal sei daβ seine Mutter Stunden mit starren Blicken vor dem Altar verbringe.

Wenn sie aufwacht und sich nicht an ihre Träume erinnert, sind ihre Tage. Aber wenn sie sich an einen Traum errinert, erschrickt sie, denn allein die Möglichkeit ihr Mann könnte fühlen oder herausfinden, dass sie ihm in ihren Träumen untreu war versetzt sie in Panik.

An dem Tag an dem sie ihren Sohn mit ihrer Faszination in Sorge versetzt, träumt sie wieder: Der Heillige Georg kommt um sie vor einen furchtbaren Drachen (mit einem riesigen Schwanz) zu retten, der sie zu beherrschen versucht. Der Heilige George rettet sie und am Ende vereinigen sich die beiden mit Seele und Körper in einer geschützten Kapelle.

Analyse der Kurzgeschichte Eucaristia

Figuren

Bárbara ist eine Hausfrau, sie verkauft Unterwäsche und Modeschmuck um dem Einkommen des Hauses ihrer Familie zu helfen. Sie gehört zu populären Kreisen, lebt warscheinlich in einer grossen Stadt, hat zwei Kinder, trifft jeden Tag die Nachbarinnen und vor ihrem Haus sprechen sie normalerwiese über Gewalt, Männer oder Orishas. Sie wollte eine beispielshafte Mutter und Hausfrau scheinen, aber sie könnte es in ihre innere nicht ganz fühlen.

Ihr Mann ist höchstwarscheinlich Busfahrer, da die Busfahrer in Brasilien Amtstrachte aus zwei Blautönen tragen, wie die, welche in der Geschichte beschrieben werden.

Bárbara ist unzufrieden mit ihrer Ehe, monotones Leben und der stagnierten sozialen Schicht. Sie sucht nach Zuflucht und Vergnügen in ihrer Phantasie. Sie ist eine sehr religiöse Frau, Devotin von Sankt Georg. Wenn sie schläft, hat sie oft erotische Träume mit ihm und wenn sie aufwächt (besonders wenn sie neben ihrem Mann ist), schockiert sie sich. Sie beschuldigt sich sehr und betet mit starren Augen verblendet vor dem Heiligenbild. Der Heilige Georg ist eine Figur ihrer Träume und ihres Lebens.

In einem ihrer Träume ist sie in einer Kapelle, wo sie ganz geschützt vor allen möglichen Arten von Schaden ist. Es kommt ein Drache, der ihre „Integrität“ zerstören will. Dann kommt Sankt Georg, der Metallkleidung trägt (genau wie die religiösen Mythen es prägen). Er entfernt den Drachen, die Sünde. Am Ende, perplex vor Bárbaras Schönheit, bleiben beide in der Kapelle. Ein Heiliger, ein Gotteswesen, verbindet sich mit einem menschlichen Wesen, sie haben Sex miteinander und neue, besondere Wesen (eine Mischung des ewigen Wesens mit einem sterblichen Menschen) können aus dieser Union hervortreten.

Der Ehemann scheint bequem, er hat warscheinlich ein neutrales Leben. Er stellt seiner Frau keine Fragen über ihr sexuelles Leben und ihre Apathie ihm gegenüber. Vielleicht ist er auch apathisch wegen der Monotonie seiner Routine.

Der Sohn ist der einzige, der etwas an seiner Mutter seltsam findet. Es kann sein, dass er die Jugend, die noch Fragen stellt und noch versucht etwas zu ändern, repräsentiert.

Die Nachbarinnen scheinen auch nicht zufrieden zu sein. Sie suchen immer nach Bárbaras Ratschlägen.

Zeit

Die physische Zeit kann Heutzutage in ihrem Alltag spielen. Es gibt keine Grenze von Beginn oder Ende. Aber sie beschreibt ihr Verhalten vor einiger Zeit, vielleicht vor Monaten oder Jahren, nachdem sie geheiratet hat, zum Beispiel.

Die psychologische Zeit ist hier noch relativer, weil ihre Träume zeitlos sind. Auch wenn sie betet und in Trance ist, scheint die Zeit zu stoppen. Die Tatsache dass sie so religiös ist, bringt vielleicht für die Kurzgeschichte eine rückständige Atmosphäre. Mit der Moderne, dem rationalen Denken und dem Fortschrittsglauben hat die Menschheit die Aberglauben beiseite gelassen. Die Religion wird heutzutage nicht mehr so bewertet wie früher, als die Kirche einen stärkeren Einfluβ auf die Gesellschaft hatte.

Raum

Da Bárbaras Mann Busfahrer ist, scheint es, als ob die Geschichte in einer Groβstadt vor sich geht. Sie wohnt in einem Haus, das vielleicht in einer Gemeinschaft oder in einem Viertel liegt und vom Zentrum der Stadt entfernt ist. Es ist aber nicht explizit in dem Text. Sie wohnen in einem Haus, weil die Nachbarinnen und Bárbara sich jeden Nachmittag auf der Füβgängerzone vor ihrem Haus treffen. Das zeigt, dass sie in einem populären Viertel leben.

Bárbaras psychologischer Raum liegt in ihren Träume und im Bereich ihrer Trance, welche sie immer wenn sie betet hervorruft. Hier trifft sie irgendwie auf die Zufriedenheit, auf die sie in ihrem realen Leben nicht treffen kann.

Im folgenden Stück kann man erkennen, dass sie sich in diesem Raum befriedigt fühlt:

Na noite em que o filho se preocupou com a mãe, Bárbara sonhou mais uma vez, passou seu corpo de sonho por entre as grades do inconsciente. Lá, nas temidas delícias, Bárbara vestiu um longo azul […] O leste soprou as mechas da devota, São Jorge contemplava vestido e cabelos ondulando como o mar. Entraram e fecharam as portas da capela. Abrigaram-se no santo ninho e materializaram a completa união. Quando se tocaram os corpos, nada foi capaz de estagnar as forças. Acenderam a fornalha para a mistura das divinas substâncias. (DEL FUEGO, 2004, S. 81-82)

Dieser Phantasieraum ist sehr offen, man kann in seinen Träumen alle Räume besuchen. Im Fall des Traumes, der in der Kurzgeschichte erzählt wird, war sie in einer Kapelle, drauβen gab es einen Garten mit vielen Kurven, die an die Kurven des Körpers erinnern können.

Plot

Die Erzählung steht in dritter Person, jemand beschreibt Bárbaras Leben und ihr Drama.

Der Erzähler ist allwissend, er hat eine allgemeine Sicht über alle Figuren der Geschichte, aber sein Ziel ist es, Bárbaras Leiden zu beschreiben, die zwischen Realität und Phantasie lebt. Der Blick des Erzählers ist auch von Bárbaras Blick beeinfluβt, da der Erzähler die ganze Geschichte von Bárbaras Meinung aus, die gefüllt von symbolischen Aspekten und Frömmigkeit beschreibt. Auf solche Eigenschaften kann man hier treffen:

Desde a infância, Bárbara segue a procissão pelo Santo Guerreiro. Caminha surda para os batimentos cardíacos do mundo. Caminha como sangue nas veias daquele que entrega a própria espada. A chapa delgada e fria estanca a fome dos demônios. (DEL FUEGO, 2004, S. 80)

Der Erzähler verwendet in diesem Auschnitt Wörter, die die Frömmigkeit der Hauptfigur im Bezug auf ihren Lieblingsheiligen, durch Sprache und Beschreibung erkennbar macht.

Das Thema führt zu zwei gegenüberstehenden Punkten: dem Konflikt zwischen der persönlichen Unzufriedenheit und der religiösen Moral. Die Unzufriedenheit ist generell. Nicht grundlos erscheinen so viele neue Produkte auf dem Markt, die uns angeblich genauer und besser befriedigen können. Man kauft immer mehr neue Produkte und ist damit noch nicht zufrieden. Manche Produkte bringen einem für einen kleinen Moment das Glück in Phantasie, aber danach ist man schon wieder unzufrieden.

In Bárbaras Fall ist ihre Unzufriedenheit in dem folgenden Stück sehr deutlich: „Com cinco salários não era possível saciar os desejos de uma mulher e dois filhos. Por isso Bárbara vende bijuteria e lingerie para as vaidades.“ (DEL FUEGO, 2004, S. 80)

Weil sie unzufrieden mit dem Gehalt ihres Mannes ist, verkauft sie Unterwäsche. Es könnte gleichzeitig ein Weg sein um aus ihrem stagnierten sexuellen Leben und dem schlechten finanziellen Einkommen zu fliehen.

Inmitten einer staginierenden Ehe sucht Bárbara in der Religion oder der Phantasie eine Zuflucht aus den Problemen. Die Religion und die Ehe haben einen gemeinsamen Punkt: Beide versprechen eine freudliche und harmonische Zukunft.

Analyse der Sprache

Wie schon vorher erwähnt wurde, wird der Erzähler von Bárbaras Sichtpunkt beeinfluβt. Er benutzt eine metaphorische Sprache, die auf erotische Elemente hinweist.

Diese symbolischen und methaphorischen Eigenschaften der erotischen Sprache kann man im folgenden Abschnitt sehen: „As mãos espelhavam um lago, podia fertilizar com a pupila, irradiava.“ (FUEGO, 2004, S. 82) Hier weist der Erzähler mittels figuartiver Sprache auf die sehr starke sexuelle Begierde der Protagonistin hin. Auch das nächste Zitat in ähnlicher Sprache kann an die Bewegungen der sexuellen Zärtlichkeit errinern: „Deslizando, saiu do templo para fazer as curvas do jardim.“ (Ebd., S. 82)

In dem Teil „A fé é seu pilar central“ (Ebd., S. 81) kann man erkennen, dass der Erzähler eine metaphorische Beziehung zwischen den religiösischen und den phallischen Symbolen aufbaut. Auf solche phallischen Hinweise kann man auch in folgendem Satz treffen: „O guerreiro recebe glórias numa mesinha, baseada no corredor entre quarto e banheiro, é iluminada por grossas e brilhantes colunas de cera“, „A cauda réptil podia cortar até o nunca mais, sem chance de coagulação“, oder auch „A lança afiada perfurou as asas do dragão, sem o domínio de ares, o diabo desistiu de beber no cálice de Bárbara.“ (Ebd., S. 80 – 82)

Im nächsten Zitat kann man den Titel der Kurzgeschichte klar verstehen: „Quando se tocaram os corpos, nada foi capaz de estagnar as forças. Acenderam a fornalha para a mistura das divinas substâncias.“ (Ebd., S. 82) Der Webseite APOSTOLADO nach sei die Eucharistie ein Weg um alle Christlichen zu versammeln die Liebe und heilige Hilfe bauchen. Es sei auf der Hostie und auf den Wein der Körper, das Blut, die Seele und die Heiligkeit Christi symbolisiert. Das letzte Zitat der Kurzgeschichte und die Bedeutung von Eucharistie zeigen eigentlich diese Mischung der Heiligkeit und der Menschlichkeit.

Die Kombination der Symbole mit den erotischen Aspekten der Sprache löst Ironie aus. Heute noch sieht der Katholizismus den sexuellen Akt nur als einen Reproduktionsakt; bis heute akzeptieren viele Katholiken die Verwendung des Verhütungsmittels nicht wirklich. Das zeigt, dass man den sexuellen Impuls zügeln sollte. Die Ironie der Kurzgeschichte basiert sich auf der metaphorischen Sprache, die über Erotik spricht. Als ob es ein verbotenes Thema wäre und man deswegen die Begierde hinter der Metapher verheimlichen sollte.

Eine andere Eigenschaft der Sprache in dieser Kurzgeschichte ist, wie der Erzähler dem Leser die Körperlichkeit und Religiosität der Hauptfigur nahe bringt. Zum Beispiel: „Bárbara bate os joelhos em frente ao altar todos os dias, o cavaleiro de gesso repousa num tecido urdido por suas mãos“. (Ebd., S. 81) Diese Nähe betont die Faszination gegenüber dem Heiligen und ihren Wunsch auf vollkommene Befriedigung von Körper und Seele zu treffen.

Die Beschreibung ihres realen Lebens steht meistens im Präsens, sie bringt den aktuellen Moment, der nicht so erregend ist nahe. Ihre Träume werden sprachlich meistens in der Vergangenheit erzählt. Der Aspekt dieser Sprache in der Vergangenheit macht ihre Begierden in ihrer realen Gegenwart unmöglich. Alles was schon vergangen ist, wie die Träume, scheint schöner, weil man mehr Kontrolle über die Erinnerungen hat. Sie liegen einfach im Gedächtnis. Aber die Gefühle und Tatsachen der Gegenwart kann man nicht so gut kontrollieren wie die der Vergangenheit. Deshalb kann man ein schöneres Bild von der Vergangenheit oder von den Träumen bauen.

Abraçada pela emanação, ela sabia que era seguida. Não fazia idéia de que aquele homem romperia o resto dos seus hímens, membranas que a botava em cápsula. O leste soprou as mechas negras da devota, São Jorge contemplava vestido e cabelos ondulando como o mar. Entraram e fecharam as portas da capela.“ (Ebd., S. 82)

Eigenschaften, die in der Gegenwart anwesend sind, kann man z. B. hier treffen:

Bárbara ama seu esposo. Mas deseja muito mais. Nem ela sabe o que sente. Filhos e esposo não desconfiam da languidez dos pensamentos. O companheiro não usa como ela os porões da alma. Seu fascínio é arranhado pelas forças externas e por ela mesma que não se desvenda.“ (Ebd., S. 80)

Ihre aktuelle Zeit scheint unzufrieden zu sein, die Lösung dafür ist, in ihrer Phantasie zu leben.

Kurz gefasst ist diese Kurzgeschichte von der metaphorischen Benutzung der Sprache, besonders in der Behandlung der Erotik gekennzeichnet, was der Handlung einen ironischen Ton erteilt. Die religiöse Frau bemüht sich sehr um ihre sexuellen Impulse zu zügeln, trotzdem erscheinen diese durch eine Metapher.

Zusammenfassung von Mir nichts, dir nichts

Mir nichts, dir nichts erzählt eine Dreiecksgeschichte. Die Erzählerin hat eine Affäre mit dem Ex-Freund ihrer besten Freundin (Emily). Die Kurzgeschichte beginnt als Emily bei dem Haus ihrer Freundin ankommt. Sie weint und raucht sehr viel und erklärt, dass sie die ganze Nacht vor der Tür ihres Ex-Freundes auf ihn gewartet habe. Es wäre sein Geburtstag gewesen und sie hätte ihm einen Kuchen gebacken. Er hat aber nicht zu Hause geschlafen. Er hat im Haus Emilys bester Freundin geschlafen und ist, wenige Minuten bevor Emily angekommen ist, nach Hause gegangen. Die Erzählerin denkt sogar, dass er noch vor ihrer Tür sein könnte. Sie erschrickt als sie Emily sieht. Aber Emily weiss nichts von der letzten Nacht.

Die Erzählerin hat wenig Mitleid mit Emily, manchmal wünscht sie sich, dass Emily tot wäre.

Sie versucht ihre Affäre vor der Freundin zu verstecken und Emily ist sehr, sehr traurig, sie sucht Schutz bei ihrer besten Freundin. Aber die Freundin kann sie nicht gut trösten, sie kocht Tee, umarmt und schtreichelt Emily, aber sie will eigentlich, dass die traurige Freundin so schnell wie möglich aus ihrem Haus geht. Sie lügt und sagt, dass sie in den Supermarkt und zu ihrer Schwester muss. Emily will mitkommen und die Protagonistin kann nicht nein sagen. Während Emily ihen Schmerz fühlt, beschreibt die Erzählerin wie die Beziehung zwischen den dreien ist. Emily und sie sind beste Freundinnen und haben schon einmal eine sexuelle Erfahrung miteinander gehabt. Sie haben sich geküsst und geschtreichelt. Der Meinung der Erzählerin nach, sei Paul ein eingebildeter Mann. Er könne seine Liebe nicht entwickeln und habe auch keine eigene Meinung, aber er sei ein schöner Mann. Er wollte Emily nicht mehr, einfach so, mit wenig Erklärungen. Emily liebt ihn aber sehr und sagt, dass die Erzählerin Recht habe, Paul nicht zu mögen. Und diese mag ihn wirklich nicht, deshalb sei für sie der Sex mit ihm so gut.

Die beiden Freundinnen gehen aus, die Erzählerin ist schon sehr nervös, sie weiβ nicht was sie machen soll um Emily loszuwerden. Sie ruft Paul an und macht mit ihm ein Treffen um vier Uhr aus. Die Erzählerin geht mit Emily in ein Café damit die Zeit schneller vorbeiläuft. Emily weint, denkt an Selbstmord und sagt impulsiv, dass sie mit Paul sprechen müsse. Die Erzählerin kann Emily nicht aufhalten. Um vier Uhr geht Emily zu Paul nach Hause.

Analyse der Kurzgeschichte Mir nichts, dir Nichts

Figuren

Emily ist eine Tänzerin, sie trägt rosa Plastiksandalen, ihre Füβe sind schmuzig, die Haare sind blondiert und fettig, sie ist sehr dünn und „ihr Hintern ist so klein, dass er in eine (Pauls) Hand passen würde.“ (FRANCK, 2006, S. 51) Die physiche aspekten von Emily bringt der Idee von einem romantischen, fragilen Persönlichkeit. Jemand, der von ihrem besten Freund und auch von ihr ex-Freund betrogen wird.

Es gibt wenig Beschreibungen der physischen Aspekte der Erzählerin und auch wenig von Paul. Trotzdem weiss man, dass Paul hübsch, arrogant und vielleicht kurzlebig ist. Seine Interesse an Emily ist warscheinlich beendet und er wollte darüber mit Emily nicht sprechen. Er ist einfach verschwunden ohne erklärung, sowie die kurzlebige Gefühle.

Der Name der Hauptfigur steht nicht im Text. Sie ist die Erzählerin und verbrachte die letzte Nacht mit dem Ex-Freund ihrer besten Freundin. Sie schlief einfach mit ihm und vergaβ Emily. Paul und die Erzählerin haben früher sich nicht sehr gut verstanden. Durch Emily haben sie sich kennengelernt und die Erzählerinn mochte ihm immer noch nicht. Vielleicht nur wegen Attraktion oder der Gefahr der Situation waren beide zusammen. Ein kurzlebigen Sinn.

Die Erzählerinn erscheint als eine kalte Person, sie schuldigt sich nicht und liebt den Genuss.

Emily ist sehr traurig. Sie kann ihren Schmerz nicht überwinden, deshalb sucht sie Schutz bei ihrer besten Freundin. Die Erzählerin kann den Schmerz der Freundin nicht lange ertragen, sie kann kein Mitleid empfinden, trotz die beide sich beste freund nennen. Emilys Vergangenheit schmerzt sie schon genug, deshalb kann die Erzählerin sie auch nicht einfach wegschicken. Sie versucht stattdessen ihre Affäre vor der Freundin zu verstecken.

Emily ist sehr verliebt in ihren Ex-Freund und als die beiden noch zusammen waren tat sie immer alles was er wollte, auch wenn es ihr nicht gefiel. Das kann man in diesem Teil erkennen:

Ich frage mich, seit wann sie einen Ring im Nabel trägt. […] Emily versucht sich unter meinem Blick das enge Oberteil über den flachen Bauch zu ziehen. Soviel Schmuck für niemand. […] Ihre Hände bedecken den Bauch und den Nabel mit dem Ring. „Ich schäm mich damit, heute. Gestern hab ich mich noch nicht geschämt, aber heute.“ (Ebd., S. 49)

In keinem Moment vermutet sie, dass ihr Ex-Freund am Abend davor nicht zu Hause gewesen war, weil er im Haus ihrer besten Freundin geschlafen hatte. So beschäftigt ist sie mit ihrem Schmerz.

Als die Erzählerin mit Paul telefoniert, zeigt er Interesse an ihr. Es ist sein Geburtstag und trotzdem hat er sie eingeladen, zu ihm nach Hause zu kommen. Der Ansicht der Erzählerin nach gehört Paul „zu der Sorte Menschen, die keine eigene Liebe entwickeln können. Ihnen fehlt der Geschmack und der Geruchssinn dafür.“ Sie geht noch weiter: „Natürlich habe ich Paul nicht gemocht, und im Grunde hasse ich ihn noch immer, das macht den Sex so gut.“ (Ebd., S. 46)

Sie sagt, dass er schön sei, aber auch selbstgefällig und dass er erst Interesse an ihr entwickelt habe, als er ihre Werte durch Emilys Ansicht entdeckt habe. Alleine hätte er es nicht gekonnt.

Zeit

Die Erzählung geschieht an einem Tag, vielleicht einem Nachmittag. Sie beginnt, als jemand zwei mal klingelt und die Erzählerin durch das Fenster auf die Straβe schaut; „weit und breit“ (Ebd., S. 41) aber nicht viel sieht, was bedeutet, dass wenig los ist auf der Straβe. Das Ende ist um vier Uhr Nachmittags, als Emily entscheidet zu Paul zu gehen, um wieder mit ihm zu sprechen.

Die Erzählerin beschreibt ihre aktuelle Zeit, wie sie ihre beste Freundin Emily sieht und inmitten dieser Beschreibung der Ereignisse erinnert sie sich an vergangene Geschichten und Eindrücke. Die Erzählerin schreibt und folgt der Bewegung ihrer eigenen Meinung. Manchmal konzentriert sie sich auf ihren aktuellen Moment, mit Emily, und manchmal konzentriert sie sich auf ihre Gedanken. Sie erinnert sich an ihren letzten Abend mit Paul, als sie sich vorstellt was er von ihr denkt. Sie erinnert sich daran, als sie und Emily eine „Sache“ gehabt hatten, und so weiter. Solche Bewegungen ihrer Meinung in ihrer Beschreibung kann man in folgendem Teil finden:

Hast du etwas für mich? Irgendwas, das ich drüberziehen könnte?“ Sie sieht mich aus ihren gewaschenen Augen an. Ich kann nicht nein sagen. Sie kratzt sich die nackten Beine. An einigen Stellen muβ sie geblutet haben. über dem Stuhl hängt ein Pullover. Pullover stünden mir nicht, hat Paul behauptet, keiner schönen Frau stehe so was, hat er gewuβt und ihn mir gestern abend über den Kopf gezogen. Ich solle nackt sein, wenn er komme. Wenn wir uns nicht angefaβt hätten, wäre ich in Lachen ausgebrochen. Ich reiche Emily den Pullover. (Ebd., S. 49-50)

Im diesem Teil beschreibt die Protagonistin zuerst was im aktuellen Moment passiert, später was sie denkt (dass sie den Pullover nicht hergeben will, weil Emily ihn mit Blut schmutzig machen könnte), dann errinert sie sich daran was Paul letzten Abend über Pullover gesagt hatte. Danach denkt sie daran wie sie reagieren würde, wenn die Affäre mit Paul nicht passiert wäre. Zum Schluβ kehrt sie zu ihrem aktuellen Moment zurück und reicht Emily den Pullover. All diese Gedanken und Aktionen passieren in Sekunden.

Raum

Die Geschichte spielt sich warscheinlich in Berlin ab, sie beginnt in dem Haus der Erzählerin, danach gehen sie aus. Auf der Straβe gehen sie zu einer Telefonzelle, später auf den Markt, wo es viele Leute gibt und die Erzählerin schlägt Emily vor, in ein Café zu gehen (ins Brückenklause).

Der psychologische Raum sind ihre Erinnerungen vom letzten Abend mit Paul in ihrem eigenen Haus, die Ferien am Campingplatz mit Emily oder irgendwo in Berlin als die Drei spazieren oder essen gegangen sind.

Plot

Die Erzählerin ist zugleich auch Protagonistin. Sie erzählt aus der ersten Person und erlebt die Geschichte auch mit. Normalerweise hat diese Erzählungsart subjektive und emotionelle Eigenschaften. Deswegen ist die Erzählung parteiisch. Man kann nicht wissen, was die anderen Figuren denken, weil die Tatsachen aus dem Blickwinkel der Erzählerin geführt werden.

Das Thema hier ist der Verrat in einer Dreiecksgeschichte. Hier prallen die Wünsche der Figuren aufeinander: Emily liebt Paul, er liebt sie nicht, Paul will etwas mit der Erzählerin, sie will auch etwas mit ihm (aber sie weiss, dass es nur Geilheit ist), die Erzählerin hat schon etwas kurzes mit Emily gehabt, Emily wollte es nicht wirklich und jetzt will Emily von der Erzählerin Schutz, und letztere kann ihn nicht geben.

Dieser Wünschetausch bildet ein Kreis der sich bewegt und kein Ende hat, bis jemand darin aufgibt.

Der Titel selbst (Mir nichts, dir nichts) zeigt, dass die Hauptfigur kein groβes Motiv hatte, um eine Affäre mit Paul zu beginnen. Im Gegenteil, wie sie sagt: „Natürlich habe ich Paul nicht gemocht, und im Grunde hasse ich ihn noch immer, das macht den Sex so gut.“ (FRANCK, 2006, S. 46) Deshalb hat sie ihre beste Freundin vergessen.

Diese Kurzgeschichte könnte schon auf ein Bild unser Zeit hinweisen. Die aktuelle Gegenwart fördert eine hedonistische Gesellschaft.

Dem Meyers Lexikum Online nach ist Hedonismus „dass Streben nach Lust alles menschliche Handeln und Verhalten entscheidend bestimmt beziehungsweise bestimmen sollte“. (MEYER, Online Lexikum)

ähnlich wie in der Kurzgeschichte existiert heutzutage eine Eigenschaft, keine emotionelle Verbindung zu Begierden zu halten. Die Protagonistin hat die Gefühle ihrer besten Freundin vergessen; sie wollte keine Nähe zu Paul haben, und sie dachte, dass er auch keine wollte.

Analyse der Sprache

Wie vorher schon erwähnt wurde, ist die Protagonistin die Ich-Erzählerin. Ihr Diskurs folgt ihren überlegungen.

Während die Ereignisse passieren, denkt und beschreibt sie ihre Meinung und die Ereignisse.

Diese Bewegung ihrer Gedanken ähnelt der Eigenschaft der heutigen Zeit, die keine Verbindung mit jemandem haben will. Es gibt nicht viel Linearität, weder in der Sprache, noch in ihren Gedanken und Handlungen.

Sie schreibt in aktueller Sprache. Die Sinnlichkeit ist in ihrer Sprache und auch in den Ereignissen präsent. Die Sinnlichkeit liegt in den Tatsachen, die in der Vergangenheit passiert sind, aber nicht unbedingt. Die Autorin beschreibt einen Moment, der nichts mit Erotik zu tun hat, aber die Art wie sie ihn beschreibt, errinert an sinnliche Dinge. Sie beschreibt zum Beispiel eine Szene in der Emily weint und sie versucht die Freundin zu beruhigen.

Sie zerrt an mir, zerrt an meinem Hemd, ich streiche ihr durch die kurzen, klebrigen Haare, das Hemd rutscht mir von der Schulter, ihre Haare kitzeln, die Wange drückt sich gegen meine nackte Schulter, der Rauch kriecht zu mir, ihr Schluchzen wird leise, immer leiser, so leise, daβ ich es nur noch unter meinen Händen fühlen kann, ich spüre ihre Tränen über meine Brust rinnen. (FRANCK, 2006, S. 42)

Die Suche nach Schutz von Emily wird durch den Blick der Erzählerin sinnlicher, auch wenn diese Szene für Emily nicht erotisch ist. Der nächste Abschnitt zeigt ein Ereignis der Vergangenheit, aus ihrer Erinnerung, das auch irgendwie sinnliche Gefühle erweckt:

Paul greift nicht als erstes nach meiner Hand, auch nicht zwischen meine Beine, er streichelt meinen Bauch, anfangs wie den einer Katze, er krault mich von den Seiten her […] dann beginnt er zwischen den Brüsten und tastet sich vor und zurück, er streicht über die Leisten, links und rechts, rund um den Nabel, in seinen Augen sehe ich den Mutwillen, den Betrug, mit dem er meinen erwidert, er küβt auch meinen Nabel, er leckt die Leisten entlang. (Ebd. S. 54)

In dieser Kurzgeschichte benutzt die Erzählerin wenige Metaphern, nur in einem Moment, wenn die Erzählerin Emily mit Würmern vergleicht.

[…] und sie legt meine Haare zur Seite, wendet sie, wie man einen Stein wendet, unter dem sich ein Nest von Asseln und Würmern befindet, und während die Asseln zu neuen Verstecken krabbeln, mit feinen Beinchen ihren noch frischen oder schon rauhen Panzer in Sicherheit bringen, dem plötzlichen Lichteinfall entfliehen, krümmen sich die Würmer ohne Richtung, winden ihre nackten, lichtempfindlichen Körper, stoβen mit Kopf und Schwanz zugleich in die Erde. (Ebd., S. 43)

Im Bezug auf die Erotik im Text ist die Erscheinung dieses Themas sehr direkt, die Erzählerin benutzt keine Symbole um darüber zu sprechen. Sie fühlt und spricht mit viel Freiheit über Sinnlichkeit, sie beschreibt zum Beispiel einen lesbischen Moment von ihr und Emily:

[…] ich erinnere mich, wie erschrocken ich über die Glätte ihrer Haut war, wie befremdlich und zugleich anziehend mir ihre Brüste und der zierliche Rücken erschienen waren. […]Auch ihre Hüften habe ich gestreichelt und dann den Hintern angefaβt. Ich muβte ihren Mund ansehen, der in einem seltsamen Gegensatz zu dem zierlichen Körper stand, die volle Oberlippe wölbte sich ein wenig vor, ich näherte mich ihren Lippen und wollte sie küssen, aber Emily hatte die Augen geschlossen, sie sah sehr ernst aus, sie streichelte gleichförmig über meine Taille, hin und her, ohne auch nur eine winzige Verzögerung, ohne Aufenthalt und Beschleunigung, mechanisch. Deshalb habe ich aufgehört, sie zu berühren. (Ebd., S. 50 – 51)

Fast alle ihre Bewegungen in der Kurzgeschichte haben eine sinnliche Atmosphäre, die auch mit einem Ekelgefühl gegenüber Emily gemischt ist.

Dieser Abschnitt zeigt, dass, ein Kennzeichen dieser Kurzgeschichte, die Freiheit ist mit der über Erotik gesprochen wird, im Gegensaz zu der Kurzgeschichte Eucaristia. Es gibt sehr viele Abschnitte, die hier als Beispiel dienen könnten. Aber kann mann nur noch einen Teil zeigen, wo die sinnlichen Elemente auch sehr klar sind und zusätzlich zeitgenösische Aspekten der heutigen Technologie gezeigt werden:

Paul leckt mich am ganzen Körper, ich lecke ihn, beiβe ihn, daβ er die Bisse noch an den Oberarmen spürt, wenn er wenig später auf seinen Monitor schaut, Explorer, Photoshop, Papierkorb, und immer noch mich sieht. (Ebd., S. 55)

Sie beiβt ihn, lässt ihre Zeichen an ihm, damit er sie, wenn er nach dieser Nacht zurück in sein Leben kommt, nicht vergisst.

EROTISCHE ASPEKTE IM VERGLEICH

Am Ende der Deutschen Kurzgeschichte sagt die Erzählerin Emily endlich, dass sie eine “Erfahrung” gemacht hat. Emily fragt: “Hast du dich verliebt?” und die Antwort der Erzählerin rollt die Handlung aus: “Ich rede nicht von Liebe, Emily, es muss doch nicht immer gleich alles Liebe sein”. (FRANCK, 2006, S. 61)

Diese Liebesart, die die Erzählerin „Hundeliebe“ nennt, ist immer häufiger in der Neuen Literatur der sogenannten „Fräuleinwunder“ erschienen. Die Autorin Florence Feiereisen stellt in ihrem Artikel Liebe als Utopie fest, dass diese Generation die erste ist, die inmitten der Globalisierung aufgewachsen ist. (Feierreisen. In: NAGELSCHMIDT, 2006, S. 179 – 196)

Die Versuche, im System des Kapitalismus zu überleben, erforderen eine grösse Flexibilität, Mobilität, ausgewählte Freiheit aber auch die Distanz und die Abneigung von vielen Werten, man lebe unter Zeitdruck.

Diese veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse haben den Individuen Freiräume eröffnet und auch dazu geführt, dass diese aktiv beansprucht und verteidigt werden: Gemeinsame Näheräume existieren nicht automatisch, sondern müssen (teilweise mühsam) geschaffen werden. „Seit der Ehebruch normal ist, verlagert sich das Augenmerk direkt aufs Sexuelle.“ (Ebd., S. 184-185)

Feiereisen nach bedeutet diese desorientierte Suche nach sexuellem Abenteuer, präsent in vielen “Fräuleinwunder”-Werken, einen Reflex der “Sehnsucht nach dem Näheraum” unser Gesellschaft, und sie glaubt, dass man sich durch die emotionalen Bindungen gesichert fühlt. So seien also Sex und Erotik ein Annäherungsversuch an die Liebe. Aber der Sexualakt sei kurz, und nach diesem kurzen Moment in dem beide Körper und (manchmal) Seelen denselben Platz teilen, gehe jeder zurück in sein eigenes Leben. Die emotionale Verbindung halte sich, in vielen Fällen, nicht mehr.

Georges Bataille theoretisiert in O Erotismo (Die Erotik) unseren sexuellen Bedarf als einen Bedarf unserer Kontinuität, nicht nur der Spezie, sondern einer seelischen Kontinuität, die mit der Heiligkeit verbunden ist:

Somos seres descontínuos, indivíduos que isoladamente morrem numa aventura ininteligível, mas que têm a nostalgia da continuidade perdida. Suportamos mal a situação que nos amarra à individualidade que somos. E, ao mesmo tempo que desconhecemos o angustioso desejo de duração dessa precariedade, temos a obsessão duma continuidade primacial que ao ser geralmente nos una. (BATAILLE, 1988, S. 14)

Er beschreibt den Moment des Sexualaktes als einen heiligen Moment. Diese Erfahrung gäbe einem das momentane Gefühl des Ganzen. Nach Bataille liegt der Unterschied zwischen der Erotik der Menschen und der Sexualität der Tiere, in der Nähe des inneren Lebens.

In der Deutschen Kurzgeschichte passiert genau das, was Feiereisen beschrieben hat und die Theorie von Bataille bestätigt. Die modernen Figuren handeln geleitet von dem Gefühl des Momentanen, sie schätzen die Abenteuer, die ihr Leben von der Monotonie entfernen. Die Protagonistin denkt zwar an die herrlichen Gefühle der Freundschaft, aber wenig. Sie denkt, dass Paul nur „Hundeliebe“ will, sie will diese mit ihm aber auch. Die Protagonistin weiβ, dass sie Pauls Charakter von Anfang an nicht mochte, trozdem will sie (als desorientiertes Handeln) einen kleinen Moment des Genusses mit ihm haben. Sie sucht einfach ein Gefühl, das sie befriedigt. Dieses Gefühl hält sich nicht länger. Dafür musste sie sich über ihre beste Freundin und über ihre eigenen schlechten Eindrücke von Paul hinwegsetzen.

Alle Figuren der Kurzgeschichte versuchen diese „Kontinuität“ und die „Distanz“ zu überwinden. Selbst wenn sie enttäuscht sind davon, die Kontinuität in der Liebe zu suchen (wie die Protagonistin als sie zur Emily sagt, dass sie nicht von Liebe rede, und daβ nicht immer alles gleich Liebe sein müsse), versuchen sie immer noch dieses gesicherte Gefühl zu finden. Anderenfalls würde z. B. die Protagonistin Pauls Vorschlag nicht akzeptieren, als er sie einläd um vier Uhr zu ihm zu kommen.

Florence Feiereisen glaubt, dass die Schwierigkeiten um diesen Näheraum zu finden, an den Kommunikationsfehlern und an der Frage der Vertraulichkeit liegen. Ohne der Hoffnung und der Suche nach dem Näheraum, bleibe nur der Tod als ein radikaler Akt um dem Leid ein Ende zu setzen.

Nicht zufällig stöβt man in der Kurzgeschichte einige Male auf die Frage des Todes. Die Protagonistin wünscht am Ende den Tod von Paul und Emily, als einen Weg um die Verwirrung zu beenden. Emily sagt noch, dass sie Selbstmord begehen würde wenn er nicht so kitschig wäre. Sie wollte einfach verschwinden und alles vergessen.

Am Beginn beschreibt die Erzählerin die Suche nach Schutz von Emily:

Emily drückt mir ihr Gesicht an den Hals, ich spüre ihren Atem, ein Schnüffeln, ein Schniefen, und sie legt meine Haare zur Seite, wendet sie, wie man einen Stein wendet, unter dem sich ein Nest von Asseln und Würmern befindet, und während die Asseln zu neuen Verstecken krabbeln, mit feinen Beinchen ihren noch frischen oder schon rauhen Panzer in Sicherheit bringen, dem plötzlichen Lichteinfall entfliehen, krümmen sich die Würmer ohne Richtung, winden ihre nackten, lichtempfindlichen Körper, stoβen mit Kopf und Schwanz zugleich in die Erde. Emilys Atem steht, ich drücke sie an mich, damit sie das Atmen nicht vergiβt. (FRANCK, 2006, S. 43)

Die Erzählerin methaphorisiert Emilys Versuche zu überleben, als ob sie ein Wurm wäre, dieses eklige, zarte Wesen, das von sterblichen Überresten überlebt (sowie alle Menschen, in Wirlichkeit). Die Protagonistin zeigt die menschliche Facette an den hässlichen Ecken. Sie zeigt, dass man zerbrechlich und sterblich ist.

Während Feiereisen den Tod als einen Weg um die Leiden zu beenden anspricht, sieht Bataille den Tod und die Reproduktion als eine Kontinuität der Wesen: „[…] para nós que somos seres descontínuos, a morte tem o sentido da continuidade dos seres, mas faz também intervir a sua continuidade, isto é, a reprodução está intimamente associada à morte.“ (BATAILLE, 1988, S.12)

Beide Gedanken scheinen aber nicht so distant zu sein. Bataille zufolge, sucht man eine Verbindung; man verliebt sich, wenn man im Partner eine Möglichkeit trifft, die Kontinuität seines eigenen Wesens durch die Reproduktion eines neuen Wesens zu erlangen. Deshalb behauptet er daβ seit dem Beginn, die Erotik die Aprobation des Lebens im Tod sei.

No entanto, a vida é também uma negação da morte. É a sua condenação, a sua exclusão. Essa reação é mais forte na espécie humana e o horror à morte não está apenas ligado ao desaparecimento do ser, mas também à podridão que entrega a carne morta à fermentação geral da vida. (Ebd. S. 49)

In der Brasilianischen Kurzgeschichte wird der Tod von der Protagonistin wegen ihrer Einsamkeit nicht gefürchtet. Sie hat bloβ Angst vor dem Ende ihrer Seele, weil sie an die Kontinuität ihrer Seele glaubt. „Não teme a morte do corpo, mas as necessárias para se encaixar na órbita dos elétrons, no eterno.“ (DEL FUEGO, 2004, S.81)

Da sie in ihrem Leben schon isoliert ist, fürchtet sie den Tod nicht. Sie hat mehr Erfahrungen in ihren Gedanken mit dem Heiligen als in ihrem realen Leben.

Mit dem Tod würde ihre Seele in Kontakt mit der Heiligkeit sein und ihr Körper würde Würze für neue Lebewesen in der Erde sein. In ihrem sexuellen Moment mit dem Heiligen würden die Seelen und Körper von zwei reinen Wesen verschmelzen, in einem heiligen Moment, wo sich neue, ewige Wesen darauf vorbereiten sich zu entwickeln.

Bataille erklärt, was diese Heiligkeit bedeutet: „O sagrado é exactamente a continuidade do ser revelada àqueles que, num rito solene, fixam a sua atenção na morte de um ser descontínuo“ (BATAILLE, 1988, S. 20)

Der Sexualakt würde also den Tod bedeuten, er würde unsere Sterblichkeit bestätigen.

Wie in der deutschen Kurzgeschichte, lebt die Protagonistin auch in der aktuellen Zeit, aber in einem anderen Kontext. Die Protagonistin kommt aus brasilianischen populären Kreisen, sie ist eine sehr religiöse Frau, die die Werte (auch die Tabus) ihrer Kultur und Religion intesiv pflegt.

Die Protagonistin ist unzufrieden. Ihr Mann ist Busfahrer, sie ist Hausfrau und verkauft Modeschmuck und Damenunterwäsche um kleine Extra-Genüβe zu haben. Es wird in der Geschichte nicht ausgesprochen, aber vielleicht ist sie unzufrieden mit der stagnierten finanziellen Lage ihrer Familie.

Sie hat keine Lust auf Sex mit ihrem Mann, das Bild, dass sie sich von sich selbst ausmalt, ist das Bild der Heiligen Maria: „Olha para o companheiro e vê em si a mãe virgem e idolatrada, a culpa seca seus fluidos corporais. Mas só quando olha para ele.“ (DEL FUEGO, 2004, S. 81)

Sie befreit ihren sexuellen Impuls in ihren Träumen und immer wenn sie aufwacht, fühlt sie sich als Verräterin: „Padece com a distância entre o sonho e o marido“ (Ebd., S. 81) Ihre Träume sind eine Flucht vor der Unzufriedenheit.

Interessant ist, dass sie sich neben ihrem Mann (in ihrem realen Leben) als Gottesmutter fühlt. Die, die ihr ganzes Leben Jungfrau geblieben ist, eine reine Frau die, da sie nicht verdorben war, in den Himmel gekommen ist. Aber in ihren Träumen ähnelt sie sehr dem Bild Maria Magdalenas, die durch starke Devotion und Submission gegenüber Jesus, von ihrer Sünde erlöst wurde.

Besonders im Mittelalter hat der Katholizismus zwei Bilder aufgebaut denen die Frauen folgen sollten. Eines war von Maria, der reinen Jungfrau und das andere war von Magdalena (Ex-Prostituierte), die schuldige, liebevolle und unterwürfige Frau. (DUBY, 1995, S. 31 – 54)

Einer der ersten Texte der von Magdalena handelt, würde Anfang des 10. Jahrhunderts von Eudes geschrieben und beschreibt wie die weibliche Natur ist:

Primeiro traço: a fraqueza, a timidez. […] Segundo traço, essencial: o amor, o „ardor fervorosíssimo do amor“, e essa efervecência da feminidade é aqui representada como uma virtude maior. Nela se assentam a constância, a perseverança da santa. Madalena chora, mas não de remorso, ela chora de desejo insatisfeito. Desejo por esse homem que quando vivo, ela amava com muito amor. Lançar-se aos pés de Jesus é um gesto de amante, não de penitente. (DUBY, 1995, S. 37)

Bárbara, als sehr religiöse Frau, folgt bis heute dem Frauenbild, dass der Katholizismus aufgebaut hat. Dieses kann, möglicherweise das Bild vieler,brasilianischer Frauen sein. Wie schon in der Einleitung erwähnt wurde, ist Brasilien ein Land, das sehr stark vom Katholizismus beeinfluβt wurde. Das bedeutet aber nicht, dass alle Brasilianerinnen so sind.

Neben ihrem Mann ist sie die Gottesmutter, rein und Jungfrau. Neben dem Heiligen Georg ist sie Magdalena, die sich beschuldigt, weil sie unruhige sexuelle Wünsche hat. Deshalb betet sie eifrig, erschrocken und unterwürfig zum Heiligen Georg, damit er sie von ihrer Sünde befreie.

Sie lebt nach dem dichotomischen Glauben des Katholizismus und sie leidet darunter, weil Sex (als lebendiges Gefühl) von der Kirche nie als etwas reines akzeptiert wurde.

Im Gegenteil zum Katholizismus nähert George Bataille das erotische und das religiöse Gefühl. Er findet in der Religion und in der Erotik einen Weg um eine innere Erfahrung mit der Heiligkeit zu haben. Er behauptet, dass der einzige Weg sie zu erreichen durch die Überschreitung ist.

No estádio pagão da religião, a transgressão fundava o sagrado, cujos aspectos impuros não eram menos sagrados que os aspectos contraditórios: o conjunto da esfera sagrada compunha-se de puro e impuro. O cristianismo rejeitou a impureza. […] Um aspecto do profano aliou-se ao hemisfério puro, outro ao hemisfério impuro do sagrado. O mal que existe no mundo profano reuniu-se à parte diabólica do sagrado e o bem à parte divina. (BATAILLE, 1988, S. 105 – 106)

Hier wird der Tod auch von der profanen Seite gesehen. Wie am Beginn dieses Kapitels schon diskutiert wurde, ist der Tod auch ein Weg um die Heiligkeit zu erreichen. Aber der Tod wurde vom Katholizismus auch verboten, weil er die Gewalt gegen den menschlichen Körper bedeutet. Deshalb wird der Tod von der Kirche als teuflisch gesehen. Die Arbeit mit und die Liebe zur Religion wurden von der Kirche als göttlich angesehen, weil sie gegen die Gewalt und für das reale Leben kämpfen.

Das Problem von Bárbara ist, dass sie sich als eine Sünderin fühlt. Weil sie denkt (wie es der Katholizismus prägt), dass die Erotik etwas negatives, teufliches ist und die Religion etwas positives, göttliches. Bataille glaubt, dass diese Gegenteile nicht existieren. Er sagt auch, dass man, durch die Überschreitung, die Heiligkeit (das Gefühl, das uns erlaubt uns als ewige Wesen zu fühlen) von beiden Seiten, positiv oder negativ, durch die Erotik oder durch die Religion, erfahren kann.

Die Protagonistin hat die extremen Gegensätze (das Profane und das Göttliche) der Religion in ihren Träumen erfahren. Sie probiert vom heiligen Gefühl in seinem intensivsten Niveau, als sie Sex mit einem heiligen Wesen hat. Wenn man durch Sex oder den Tod eine Kontinuität fände, dann würden neue, ewige Wesen aus der Union eines Menschen und eines Heiligen erscheinen.

An der Erotik die in der Sprache der Kurzgeschichten präsent ist kann man erkennen, dass Eucaristia von der metaphorischen Benutzung gekennzeichnet ist. Es wurde irgendwie eine verheimlichte Art benutzt um über ein verbotenes Thema zu sprechen. Die Kurzgeschichte Mir nichts, dir nichts zeigt, im Gegensatz, die Erotik der Sprache in einer sehr direkten Art, die gar nichts verheimlicht und sich fast einer pornographischen Sprache nähert. Es ist bloβ nicht pornographisch, wegen der nicht obszönen Sprache.

Goulemot behauptet über die Effekte der erotischen Literatur folgendes:

Aí temos a chave da narrativa erótica: a composição em quadro, uma solicitação do olhar, um chamado insistente ao amador para que ele se ponha suficientemente à distância para enxergar bem, admirar e escutar. Assim, a narrativa erótica deve ser concebida como uma pintura que se olha indiscretamente, uma imagem furtiva, uma espécie de estranha câmara escura, uma percepção através de um rombo, em que tudo se passa como se os modelos não tivessem consciência de serem vistos ou, então, absorvidos pelo prazer, fizessem de conta que não houvesse testemunha […] o simples voyeur é excluído. (GOULEMOT, 2000, S. 71-72)

Interessant zu beobachten ist, wie die unterschiedlichen erotischen Effekte die Kurzgeschichten führen. Weil die Autorin in Eucaristia einen ironischen Ton gewählt hat, erweckt sie keine Wünsche des Lesers. Sie benutzt zwar erotische Elemente in der Handlung, aber wenn man dieses erotische Bild beobachtet, führt der Effekt zu einer spöttischen Atmosphäre, die in uns eher ein Lachen als einen Wunsch provoziert. Im Gegenteil zur anderen Kurzgeschichte, Mir nichts, dir nichts, wo die erotischen Elemente extrem direkt gezeigt werden. Beinahe wurde die Kurzgeschichte pornographisch. Und an dieser Kurzgeschichte kann man die Effekte der Strategie der erotischen Sprache fühlen. Wie im letzten Zitat behauptet wird, plaziert man sich als voyeur, immer wenn die Sprache der Protagonistin der deutschen Kurzgeschichte sinnlicher wird.

ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE DIESER ARBEIT

In dieser Arbeit haben wir kurz die Geschichte der Frauen in Brasilien und in Deutschland besprochen, damit konnten wir einen erweiteteren Blick und ein besseres Verständniss über die Kurzgeschichten bekommen. Wir haben auch den Unterschied zwischen Erotik und Pornographie kennengelernt, dadurch konnten wir auch über die Effekte sprechen, die die Erotik in der Literatur hervorrufen. Wir haben einige Probleme behandelt, die die Frauen im Laufe der Geschichte erleben mussten. Danach haben wir die Freiheit behandelt die sie, besonders im Literaturgebiet, erobert haben. Wir haben auch ein bisschen der Biographie beider Autorinnen gesehen, wir konnten einige Elemente erkennen, die Zeichen der aktuellen Zeit sind, sowie die Schriften auf Webseiten, oder die Umstellungen der Literatur in Filme oder auch die Arbeit von Del Fuego, zum Beispiel, die erotische Fragen in einem Radiosender beantwortet hat. Wir haben auch kurze Zusammenfassungen der Kurgeschichten gelesen, um die Handlung kennenzulernen und um eine bessere Analyse zu machen. Im Folgenden haben wir eine Analyse der Figuren, der Zeit, des Raumes, des Plots und der Sprache gemacht. Diese Analyse hat uns geholfen eine effiziente Analyse der erotischen Elemente zu machen, besonders der letzte Punkt (Analyse der Sprache), wo wir gesehen haben, wie die Erotik in der Literatur beider Kurzgeschichten erscheint. Die metaphorische Sprache, die Ironie von Eucaristia oder die direkte Sprache und die erotischen Effekte auf den Leser in Mir nichts, dir nichts.

Dann haben wir die erotischen Aspekte verglichen. In einem Vergleich kann man die Unterschiede klarer erkennen. Im diesem Kapitel haben wir über die Theorie von Feiereisen gesprochen. Wir konnten erkennen, dass die Frage der Unzufriedenheit immer häufiger in der gegenwärtigen Literatur von Frauen erscheint, nicht nur in Deutschland sondern auch in Brasilien und vielleicht auf der ganzen Welt. Das globalisierte Leben könnte die Unzufriedenheit im Leben der Menschen schon verschärft haben. Das bedeutet nicht, dass in der Vergangenheit alle Menschen zufrieden waren. Die Unzufriedenheit existierte immer, aber vielleicht wird sie heutzutage noch mehr betont.

Danach haben wir gesehen, dass Bataille in der Erotik auf einen Weg für die Kontinuität des Lebens stöβt. Es wäre auch durch die Übertretung ein heiliger Moment zu finden und durch die Reproduktion eine Kontinuität von neuen unterbrochenen, unzufriedenen Wesen.

Reproduktion als ein Weg um unsere Einsamkeit zu füllen, könnte schon eines der Prinzipien der Sexualität sein.

In seiner Theorie würde ein anderes Prinzip der Erotik, nämlich die Suche nach einem kurzen heiligen Gefühl (in dem man sich für einen kurzen Moment unaufhörlich fühlt), durch die Übertretung des Sex erfüllt sein.

Feiereisen behauptet, dass Sex den Platz der Liebe immer häufiger beansprucht. Es ist richtig, dass es heutzutage viel schwieriger ist ein herrliches Gefühl der Liebe (durch Kommunikation und Treue) aufzubauen, als das herrliche kurze Gefühle des Sex, auf das viel leichter zu treffen ist. Aber in der Bedeutung des Begriffs Erotik, hätte Sex irgendeine Verbindung mit Liebe. Beide erfordern heilige Gefühle und stehen noch immer als ein Mysterium im Universum.

Wir haben auch ein bisschen über den Tod gesprochen. Ein anderer Unterschied ist, dass der Tod in Mir nichts, dir nichts eine Lösung für das Ende der Probleme von Emily und der Protagonistin wäre. In der brasilianischen Handlung würde er die Union mit der Heiligkeit bedeuten. Wir haben auch einen Vergleich des Verhaltens von Bárbara als Marienbild und Magdalenabild gemacht. Das zeigt noch einmal, wie die Kirche lange Zeit einen starken Druck auf das Verhalten der Frauen gehabt hat. Wir haben durch Bataille begriffen, dass Religion und Erotik zwei Wege sind um die Heiligkeit durch die Übertretung zu erfahren.

In Eucaristia wurde der Titel am Ende ganz ironisch als eine wirkliche Union der Körper und Seelen von Bárbara und dem Heiligen durch eine Metapher gezeigt.

Eine gemeinsame und wichtige Tatsache ist, dass in beiden Kurzgeschichten die Figuren unbefriedigt und vielleicht auch unzufrieden mit ihren Leben sind.

Zuletzt haben wir über die Effekte der Literatur gesprochen, die man als voyeur liest. Diese „Besuche“ würden den Effekt haben, einen Wunsch der Leser zu provozieren.

Die Kurzgeschichten zeigen zwei Protagonistinnen in ganz verschiedenen Situationen: Eine ist eine konservative Familienmutter, die andere ist unverheiratet und eine abenteuerliche junge Frau.

Aber beide zeigen zwischen so vielen Unterschieden, dass die Frauen sich sehr frei fühlen, um erotische Literatur zu schreiben. Obwohl die Protagonistin in der brasilianischen Kurzgeschichte extrem reserviert ist, hat die Erzählerin ihre religiöse Reserviertheit total ironisiert. Solche Freiheit der Autorin über Sex zu sprechen, kann bereits als ein Zeichen der westlichen zeitgenösischen Welt angesehen werden.

 

Literaturverzeichnis

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FASSBINDER, W. Rainer. Der Ehe der Maria Braun. Deutschland: New Line, 1979. 120 min.

 

[1] Dieses Interview wurde von Júlia Braga Neves gemacht, die bei der brasilianischen Webseite der Deutschen Welle arbeitet. Das Interview wurde am 26/02/2009 auf der Webseite veröffentlicht (man kann es im Literaturverzeichnis finden). Persönlich habe ich das Inteview erst auf Deutsch von der Journalistin bekommen.